„Das positive Momentum an den Märkten könnte noch eine Zeit lang anhalten“
#1 Markt & Makro
- Egal, ob die Inflationszahlen sich als hartnäckiger erweisen als gedacht, ob Frühindikatoren zur Vorsicht mahnen oder ob sich abzeichnet, dass die Hoffnungen auf das vermeintliche Allheilmittel Zinssenkungen sich nicht in kurzer Zeit und vielleicht auch nicht in dem Umfang einstellen.
- Die riskanteren Marktsegmente wie Aktien und Unter-nehmensanleihen scheinen derzeit nur einen Weg zu kennen, nach oben. Und das, obwohl die Renditen von Staatsanleihen zuletzt wieder gestiegen sind. Das hängt natürlich auch damit zusammen, dass die Märkte inzwischen davon ausgehen, dass in den USA eine Rezession vermieden werden kann. Denn Unternehmen kommen mit hohen Zinsen deutlich besser zurecht, wenn die Wirtschaft gut läuft.
- „Wir glauben, dass dieses positive Momentum an den Märkten durchaus noch eine Zeit lang anhalten kann. Mittelfristig sehen wir allerdings bewertungstechnisch Grenzen für diese Kursrallye“, sagt Björn Jesch, Global CIO.
- Die für die Weltwirtschaft wichtige Frage nach dem Zustand der chinesischen Wirtschaft lässt sich immer noch nicht ganz klar beantworten. Die zahlreichen Maßnahmen der chinesischen Regierung zur Ankurbelung der Wirtschaft sollten zumindest unterstützen. Auch ist der Bewertungsabschlag gegenüber globalen Aktien so hoch wie lange nicht mehr.
- Ob das reicht, die seit drei Jahren dauernde unterdurchschnittliche Wertentwicklung des chinesischen Aktienmarktes zu beenden, muss sich zeigen. „Für ein Upgrade von Asien ist es noch zu früh“, so Jesch. Börsen-Liebling Indien ist inzwischen sehr hoch bewertet. Große Unternehmen scheinen dort aussichtsreicher als Nebenwerte.
Themen, die die Kapitalmärkte bewegen
Konjunktur: USA solide, Eurozone schwach, China dürfte sich stabilisieren
- Die US-Wirtschaft dürfte im laufenden Jahr um 1,8 Prozent wachsen. Für die Eurozone fallen unsere Erwartungen für das Wirtschaftswachstum mit 0,7 Prozent deutlich niedriger aus.
- Für China erwarten wir, dass der Gegenwind seitens des gebeutelten Immobiliensektors allmählich nachlassen wird. Das Wachstum dürfte sich bei 4,8 Prozent in diesem Jahr einpendeln. Börsenliebling Japan muss dieses Jahr wohl mit einem Wachstum von gerade einmal 0,5 Prozent auskommen.
Inflation: niedrigere Inflationsraten im laufenden Jahr
- Die Inflationsrate ist in Europa im Februar auf 2,6 zurückgegangen. Allerdings liegt die Kerninflationsrate mit 3,1 Prozent immer noch vergleichsweise hoch. Wir erwarten per Ende 2024 Teuerungsraten von 2,5 Prozent, das wäre weniger als halb so hoch wie im Jahr 2023 (5,5 Prozent).
- In den USA dürfte die Inflationsrate ebenfalls weiter zurückgehen, aber ebenfalls deutlich über dem Zwei-Prozent-Ziel der Notenbanken bleiben. Per Jahresende rechnen wir mit 2,8 Prozent nach 4,1 Prozent im vergangenen Jahr.
Notenbanken: US-Notenbank Fed und EZB dürften im Juni beginnen, die Zinsen zu senken
- Wir rechnen damit, dass die US-Notenbank Fed im Juni den ersten Zinsschritt – 25 Basispunkte – nach unten macht. Bis zum März 2025 dürften die Leitzinsen auf 4,25 bis 4,50 von derzeit 5,25 bis 5,50 Prozent sinken.
- Die Europäische Zentralbank dürfte ebenfalls im Juni die Zinsen ein erstes Mal senken, ebenfalls um 25 Basispunkte.. Wir erwarten bis März 2025 weitere Zinsschritte nach unten und einen Leitzins von dann 3 Prozent (derzeit: vier Prozent).
Risiken: Hartnäckige Inflation, chinesischer Immobiliensektor, geopolitische Konflikte
- Sollte sich die Inflation hartnäckiger erweisen als erwartet und der Lohndruck aufgrund weiterhin sehr starker Arbeitsmärkte bestehen bleiben, könnten die Notenbanken gezwungen sein, die Zinsen zu erhöhen, anstatt sie zu senken. Das könnte die Wirtschaft in eine Rezession treiben.
- Sollte sich der krisengeplagte Immobilienmarkt in China nicht so stabilisieren wie erwartet, könnte dies zu weiteren Zahlungsausfällen führen und die Wirtschaft unter Druck setzen.
- Die geopolitischen Risiken sind nach wie vor hoch. Die globalen Lieferketten könnten im Nahen Osten massiv gestört werden, mit negativen Folgen für Öl- und Gaslieferungen. Der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine wird wohl noch länger ein enormer Unsicherheitsfaktor bleiben.
„Es gibt historisch günstig bewertete Aktien mit guten Dividenden“
#2 Aktien
- „Wir haben einen der stärksten Trendmärkte, die ich je gesehen habe. Durch die Begeisterung rund um das Thema Künstliche Intelligenz (KI) hat sich die schon länger anhaltende Dominanz von Wachstumstiteln nochmal beschleunigt“, sagt Thomas Schüßler, Co-Head globale Aktien. Die Top 10 Prozent der größten Aktien machten bereits etwa 75 Prozent der Marktkapitalisierung am US-Aktienmarkt aus. Eine ähnlich hohe Konzentration habe es in der Vergangenheit nur in den Jahren 1929 und 2000 gegeben.
- Der am besten laufende Anlagestil bei Aktien heißt seit Anfang des Jahres „Momentum“. Dem schienen sich weiterhin mehr Anleger anschließen als entgegenstellen zu wollen. Doch es sei davon auszugehen, dass die allgegenwärtigen Risiken, die derzeit eher beiseite gerückt werden, im Laufe des Jahres wieder stärker in das Bewusstsein der Märkte gelangen werden.
- „In den USA trägt das Budgetdefizit in Höhe von acht Prozent derzeit maßgeblich dazu bei, dass die US-Wirtschaft weiterhin gut läuft“, so Schüßler. Irgendwann könnten die sich daraus ergebenden Refinanzierungszwänge auch einmal zum Problem werden. Risiken nicht zu knapp gibt es auch in der EU. Stichworte: höherer Finanzbedarf für den Verteidigungssektor und für die Umsetzung der Entkarbonisierung. Ein schwächeres Wachstum in China, das exportorientierten Nationen wie Deutschland zusetzen könnte, oder Deflationstendenzen sind weitere mögliche Risiken. Für Dividendenstrategien wie Schüßler sie verfolgt, ist das Umfeld derzeit nicht förderlich. Bei den derzeit zweistelligen
- Renditen im Wachstumssektor spielen Dividendenrenditen für den Erfolg einer Aktienanlage eine nur untergeordnete Rolle. Zwar gebe es durchaus Teilmärkte mit historisch günstig bewerteten Aktien mit guten Dividenden. Momentan interessierten sich Anleger aber kaum für diese Titel. Schüßler: „Irgendwann werden diese Dividendentitel vielleicht doch wieder entdeckt. Die Frage ist nur, wann.“ Vielleicht dauere es aber gar nicht so lange, bis diese Zeit komme. Auch wenn sich dies wie eine Nachricht aus einer anderen Welt anhöre, gelte: Technologietitel können auch fallen. Und mögliche Zinssenkungen, die derzeit den Optimismus an den Börsen befeuerten, seien nicht automatisch gut für Märkte. „Das ist historisch so nicht richtig“, so Schüßler.
Historisch hohe Konzentration am US-Aktienmarkt
Konzentration der Marktkapitalisierung der zehn größten US-Aktien
Quelle: DWS Investment GmbH, Stand: Ende Januar 2024
Aktien USA
Vermutlich nur noch geringes Aufwärtspotenzial nach der jüngsten Kursrallye
|
Aktien Deutschland
Neue Rekorde – Luft für weitere Kurssteigerungen dürfte dünner werden
|
|
Aktien Europa
Nach wie vor hoher Bewertungsabschlag zu US-Aktien
|
Aktien Schwellenländer:
Weiter Fragezeichen hinter China
|
Euro-Unternehmensanleihen bleiben aussichtsreich
#3 Anleihen
- „Der Appetit für Anleihen, insbesondere für solche mit Risikoaufschlägen gegenüber Bundesanleihen, ist ungebrochen hoch. Das zeigen die nach wie vor hohen Nettomittel- zuflüsse“, sagt Thomas Höfer, Head Investment Grade Credit EMEA. Die Risikomärkte würden von zwei Faktoren beflügelt. Erstens von der Annahme, dass die.
- Zinsen nicht weiter erhöht werden und im Frühsommer die ersten Zinssenkungen kommen könnten. Zweitens davon, dass eine Rezession wohl vermieden werden könne, auch wenn die Wirtschaft schwächele. Euro-Unternehmensanleihen guter Qualität (Investment Grade) haben von dieser Einschätzung profitiert. Die Zinsaufschläge gegenüber Staatsanleihen sind in den letzten fünf Monaten etwa um 40 Basispunkte gesunken, die Kurse entsprechend gestiegen. „Unser Ausblick für die Anlageklasse bleibt positiv“, sagt Höfer. Die laufende Berichtssaison der Unternehmen untermauere den gesunden fundamentalen Zustand der unterschiedlichen Sektoren. Das eine oder andere Risiko gebe es allerdings bei Unternehmen aus dem Bereich gewerblicher Spezialfinanzierungen. Etwas verhaltener fällt die Sicht auf Hochzinsanleihen aus. Die Risikoprämien sind schon so stark zurückgegangen, dass für die USA kein, und für Europa noch wenig Potenzial von dieser Seite zu bestehen scheint. Die Märkte dürften kurzfristig volatil bleiben.
Unternehmensanleihen: rückläufige Zinsaufschläge sorgen für Kursgewinne
Zinsaufschläge von US- und Euro-Unternehmensanleihen guter Qualität
Quelle: DWS Investment GmbH, Stand: März 2024
Staatsanleihen USA (10 Jahre)
Zinskurve dürfte sich normalisieren
|
Staatsanleihen Deutschland (10 Jahre)
Kürzere Laufzeiten aussichtsreicher als längere
|
Staatsanleihen Schwellenländer
Vorsichtig optimistisch dank günstigem US-Umfeld
|
Unternehmensanleihen
Investment Grade
|
High Yield
Dollar dürfte weiter gefragt bleiben
#4 Währungen
Euro/Dollar
|
Trotz der jüngsten Kursrallye: Preise könnten weiter steigen
#5 Alternative Anlagen
Gold
|
LegendeDie strategische Sicht bis März 2025 Die Anzeigen signalisieren, ob wir eine Aufwärtsentwicklung, eine Seitwärtsentwicklung oder eine Abwärtsentwicklung der betreffenden Anlageklassen erwarten. Sie geben das kurzfristige und langfristige Ertragspotenzial für Investoren an |
|
|
|
|
|
|
Prognosen basieren auf Annahmen, Schätzungen, Ansichten und hypothetischen Modellen oder Analysen, welche sich als falsch herausstellen können. Wertentwicklungen in der Vergangenheit sind kein verlässlicher Indikator für die zukünftige Wertentwicklung.
Quelle: DWS Investment GmbH; CIO Office, Stand: 15.03.2024
DWS-Marktausblick: Das gesamte Dokument finden Sie hier.