Aktien

Warum die Aktienkurse in diesem Jahr so stark gestiegen sind

26. April 2019

Lesezeit: 2 Minuten
Viele Investoren und Strategen haben ein schwieriges Börsenjahr prognostiziert – doch die Kurse steigen. Diese neue Zuversicht hat gute Gründe.
Nicht nur die Temperaturen haben schon im April zwischenzeitlich wieder rekordverdächtige Niveaus erreicht. Auch an den Börsen ging es kräftig nach oben. Der globale Aktienindex MSCI World hat seit Jahresanfang in Euro gerechnet um 19 Prozent zugelegt und damit einen neuen Höchststand markiert. Auch der Dax, der im Jahr 2018 noch einer der großen Verlierer unter den Indizes war, hat  seit Jahresanfang ein Plus von knapp 17 Prozent verbucht, alleine im April waren es fast sieben Prozent.

Was für ein markanter Stimmungsumschwung also, nachdem der „schwarze“ Dezember 2018 vielen Investoren und Strategen noch als Vorbote eines - vorsichtig formuliert - schwierigen Börsenjahrs gegolten hatte. Die neue Zuversicht hat gute Gründe. So zeigt etwa der Blick auf die makroökonomischen Rahmenbedingungen, dass sich viele der Befürchtungen aus dem vergangenen Jahr nicht materialisiert haben. Das Zinsumfeld beispielsweise hat sich deutlich aufgehellt. Nicht nur, dass die Federal Reserve weiteren Zinserhöhungen in diesem Jahr eine Absage erteilt hat, an den Märkten wird sogar bereits über eine Zinssenkung spekuliert. Die zehnjährige Bundesanleihe rentiert vor diesem Hintergrund wieder leicht negativ. Die niedrigen Zinsen und die Zuversicht, dass diese auch noch deutlich länger niedrig bleiben, haben den Aktienmärkten stark geholfen. Nicht überraschend, dass viele Anleger Aktien wieder als „alternativlos“ erachten. Die Dividendenrendite, im Dax bei durchschnittlich drei Prozent, gilt abermals als der neue Zins.

Auch die sehr pessimistischen Konjunkturprognosen vom Jahresende klingen mittlerweile etwas zuversichtlicher. Zwar wird für das Gesamtjahr weiter eine Abschwächung der Wirtschaftsdynamik erwartet, allerdings sollten sich die Quartalszahlen im zweiten Halbjahr schon wieder verbessern. Der seit Jahresbeginn um 45 Prozent gestiegene Preis für Rohöl scheint diese Erwartung zu bestätigen, auch wenn hier natürlich politische Entwicklungen wie das Embargo gegen den Iran ebenfalls eine Rolle gespielt haben. Auch auf der Unternehmensseite laufen die Dinge nicht so schlecht wie befürchtet. Zumindest die Gewinnentwicklung in den USA zeigt für das erste Quartal leichte Verbesserungen trotz weiter rückläufiger Gewinnschätzungen der Analysten.

Politische Risiken, wie der scheinbar in einer Endlosschleife gefangene Brexit, haben darüber hinaus an Schrecken verloren. Auch der Handelsstreit zwischen den USA und China erscheint aufgrund der offensichtlichen Deeskalation beider Seiten als beigelegt, obwohl es noch kein offizielles Statement dazu gibt. Dies zeigt auch die relativ starke Entwicklung des chinesischen Aktienmarkts.

All dies sind gute Gründe für die Erholung der Aktienkurse nach den Verlusten im vergangenen Jahr. Allerdings muss man die Frage stellen, ob sich nicht mittlerweile eine gewisse Euphorie an den Börsen breitgemacht hat. Der sehr stabile Aufwärtstrend seit Beginn des Jahres lässt jedenfalls darauf schließen, dass die Anleger ein hohes Maß an Zutrauen in die Kursentwicklung haben und nicht von Zweifeln geplagt sind. Die als Risikomaß geltende Volatilität hat sich überraschend wieder den Niveaus von 2017 genähert, weshalb Investoren ihren Aktienanteil erhöht haben.

Märkte könnten vor kurzfristiger Übertreibung stehen
Schaut man sich die vielbeachtete „Fund Manager Survey“ von Bank of America Merrill Lynch an, zeigt sich hingegen ein uneinheitliches Bild. Die Barbestände der Fondsmanager sind seit Mitte 2018 zwar stark gesunken, liegen aber im Wesentlichen noch im langjährigen Durchschnitt.

Anders sieht das Bild bei den kurzfristig orientierten Hedgefonds-Managern aus: Deren Anlagen relativ zum Kapital sind von 1,28 im März auf 1,51 bis Mitte April gestiegen, was dem höchsten Wert seit September 2018 entspricht. Dies ist zumindest ein Warnsignal, dass die Märkte vor einer kurzfristigen Übertreibung stehen. Aus der Struktur der Anlagen lässt sich erkennen, dass die meisten Investoren mit einem Szenario aus niedrigen Wachstumsraten und ebenfalls niedrigen Zinsen arbeiten, was nicht unrealistisch erscheint. Am stärksten übergewichtet sind die Anleger in den Schwellenländern sowie in Technologie- und Pharma-Werten. Damit liegen sie zumindest bei Technologieaktien goldrichtig. Der Pharmasektor hingegen weist in diesem Jahr die mit Abstand schlechteste Wertentwicklung auf.

Unter dem Strich bleibt festzuhalten, dass es gute Gründe für den Kursanstieg in diesem Jahr gibt. Allerdings scheint durch Hedgefonds kurzfristig viel spekulatives Geld in die Aktienmärkte geflossen zu sein. Auch wenn unter den Investoren noch keine Euphorie zu verzeichnen ist, scheint sich doch eine gewisse Sorglosigkeit breit zu machen. Vielleicht erinnern sich daher einige an die Börsenweisheit „Sell in May and go away“.

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