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Schwellenländer: Zurück auf dem Radar?

Aktien
Schwellenländer

17.07.2025

Die starke Gewichtung vieler Portfolios in US-Aktien wird zunehmend hinterfragt. Immer mehr Anleger suchen nach Möglichkeiten, ihr Kapital breiter und internationaler zu streuen. Schwellenländer in Asien und Lateinamerika könnten dabei wieder eine wichtigere Rolle spielen.

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Sebastian Kahlfeld

Portfoliomanager Aktien

Zwei Personen geben sich die Hand auf einem Platz, Sonnenaufgang im Hintergrund
Schwellenländer: Zurück auf dem Radar?

Geopolitische Spannungen, ein schwächerer Dollar und die Unsicherheit über die wirtschaftliche Entwicklung in den USA verstärken den Trend zur internationalen Streuung. „Die Reallokation von Kapital in Richtung ‚Rest der Welt‘ hat gerade erst begonnen“, sagt Sebastian Kahlfeld, Fondsmanager für asiatische Aktien bei der DWS. Zunächst dürften davon vor allem entwickelte Märkte profitieren. Doch mittelfristig könnten auch aufstrebende Volkswirtschaften wieder stärker ins Blickfeld rücken – gerade jene, die in den vergangenen Jahren mit durchwachsenen Ergebnissen enttäuschten. Auf Basis des MSCI AC Asia ex Japan haben asiatische Aktien in den vergangenen Jahren im Schnitt nur halb so gut abgeschnitten wie der MSCI World – und dabei stärker geschwankt.[1] „Angesichts des überdurchschnittlichen Wirtschaftswachstums in vielen dieser Länder ist das durchaus ernüchternd“, so Kahlfeld. Doch es gibt Anzeichen für eine Wende – und die könnte Schwellenländern wieder mehr Kapital und Aufmerksamkeit bescheren.

China: Potenzial, aber nicht ohne Risiko

Ein zentrales Beispiel ist China. „Wir sehen Potenzial, dass sich der chinesische Markt künftig besser entwickeln könnte als globale Indizes“, sagt Kahlfeld. Ausgerechnet das Land, das seit 2021 als Belastung für die gesamte Region galt, könnte nun für neuen Schwung sorgen.

Was ihn optimistisch stimmt: Viele chinesische Unternehmen sind attraktiv bewertet, teils gestützt durch solide Dividenden. Das regulatorische Umfeld hat sich für den Privatsektor spürbar aufgehellt. Angesichts der nachlassenden Wirtschaftsdynamik und der nur begrenzt erfolgreichen Regierungsmaßnahmen zur Belebung des heimischen Konsums rückt die Innovationskraft der Privatwirtschaft wieder stärker in den Fokus. Chinesische Unternehmen zeigen weltweit beeindruckende Erfolge – sei es in der Automobilbranche, bei Batterietechnologien oder im Bereich der Künstlichen Intelligenz.

Kahlfeld erwartet, dass chinesische Unternehmen in diesen Bereichen weiter dynamisch wachsen. Wenn die Regierung diesen Kurs unterstützt, könnte das helfen, den Bewertungsabschlag chinesischer Aktien zu verringern. Risiken bleiben dennoch – insbesondere mit Blick auf geopolitische Spannungen – doch viele davon seien wohl bereits in den Kursen berücksichtigt.

🎧 Podcast-Tipp: Big in Japan

Was bewegt den japanischen Aktienmarkt – und warum rücken Dividenden und Aktienrückkäufe jetzt in den Fokus? In der aktuellen Podcastfolge der GELDMEISTERIN spricht DWS-Japan-Expertin Lilian Haag über die strukturellen Veränderungen in Japan, neue Chancen für Anleger und ihre persönlichen Favoriten unter Japans Börsenstars. 

 

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Asien: Günstig bewertet, aber differenziert zu betrachten

Insgesamt sind Aktien aus Asien – ohne Japan – derzeit historisch günstig bewertet. „Auf Basis des Kurs-Gewinn-Verhältnisses des MSCI AC Asien ex Japan lag der Abschlag gegenüber dem MSCI World in den vergangenen zehn Jahren im Durchschnitt bei 23 Prozent – derzeit beträgt er mehr als 30 Prozent“, erklärt Sebastian Kahlfeld. Hauptgrund ist die schwache Entwicklung chinesischer Titel, die zugleich aber auch ein Hebel für mögliche Aufholpotenziale ist.

Neben China sieht Kahlfeld auch Potenzial für den Aktienmarkt Südkoreas. Indien hingegen sei derzeit hoch bewertet. Zwar wächst dort die Mittelschicht rasant – von 120 Millionen Menschen mit einem Jahreseinkommen über 5000 US-Dollar im Jahr 2023 auf voraussichtlich 290 Millionen bis 2030 – und mit dem Wohlstand auch die Ansprüche auf bessere Infrastruktur, hochwertigere Konsumgüter und moderne Wohnformen. Doch viele dieser Erwartungen seien bereits in den Kursen enthalten: „Schon eine leichte Verlangsamung dieses Trends könnte sich negativ auswirken“, so Kahlfeld.

Lateinamerika: Rohstoffe, Reformen, neue Chancen

Auch in Lateinamerika zeichnet sich ein positiver Wandel ab. Nach Jahren politischer Unsicherheit und Kapitalabflüssen wirken viele Märkte heute robuster. Die Region profitiert von ihrer Rohstoffvielfalt – ein klarer Vorteil in Zeiten globaler Ressourcenknappheit. Hinzu kommen strukturelle Trends wie Digitalisierung, Infrastrukturinvestitionen und Nearshoring. Besonders Mexiko kann durch die Verlagerung von Produktionsketten in die Nähe der USA profitieren. Auch Brasilien macht Fortschritte bei wirtschaftlicher Stabilisierung und Reformen.

Fazit: Chancen für mutigere Anleger

Schwellenländer könnten in den kommenden Jahren wieder eine wichtigere Rolle in globalen Portfolios spielen. Für Anleger, die ihre Abhängigkeit von US-Märkten reduzieren und breiter streuen wollen, könnten sie eine interessante Ergänzung bieten. Trotz bestehender Unsicherheiten – etwa durch geopolitische Spannungen oder Handelskonflikte – sprechen günstige Bewertungen und strukturelle Wachstumstreiber für ein gewisses Potenzial. Entscheidend bleibt ein langfristiger Anlagehorizont – und eine breite Streuung, sei es über Einzeltitel oder professionell gemanagte Fonds.

Wie international ist Ihr Portfolio aufgestellt? Welche Aussage trifft am ehesten auf Sie zu?
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