Die amerikanische Wirtschaft ist im zweiten Quartal 2018 überraschenderweise so stark gewachsen wie seit fast vier Jahren nicht mehr. Nach 2,2 Prozent Wachstum im ersten Quartal, stieg das Bruttoinlandsprodukt (BIP) zwischen April und Juni um 4,1 Prozent[1]. Gegenüber dem zweiten Quartal 2017 war das ein Zuwachs von 2,8 Prozent.

Die US-Regierung sieht sich auf einem guten Weg, ihr Wachstumsziel von drei Prozent für 2018 zu erreichen. “Ich denke, dass wir uns ganz sicher in einer Phase von vier oder fünf Jahren befinden, in der es durchweg ein Wachstum von mindestens drei Prozent gibt”, sagte US-Finanzminister Steven Mnuchin in einem Interview mit Fox News[2]. Doch es gibt auch Stimmen, die vor zu viel Euphorie warnen. Ein genauerer Blick auf die Daten gibt Aufschluss.

US-Wirtschaft schaltet einen Gang hoch

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Das US-Bruttoinlandsprodukt (BIP) wuchs im zweiten Quartal um 4,1 Prozent.
Quelle: tradingeconomics.com, U.S. Bureau of Economic Analysis: Stand: 27.07.2018

Konsumenten in Kauflaune – Exporteure in Handlungsnot

Fakt ist: Der private Konsum, der rund zwei Drittel der US-Wirtschaftsleistung ausmacht, sorgt dank der guten Lage am Arbeitsmarkt für ordentlich Schwung: Die Konsumenten gaben im abgelaufenen Quartal – hochgerechnet auf das Jahr – vier Prozent mehr aus und stützen damit die positiven Gewinnprognosen der amerikanischen Unternehmen. Die Kapitalmarktstrategen der DWS rechnen für die Aktien im S&P 500-Index mit einem Gewinnwachstum von durchschnittlich 13 Prozent[3].

Der zweite Wachstumstreiber ist nicht ganz so eindeutig: Die Exporte – vor allem Sojalieferungen nach China – stiegen im zweiten Quartal stark an. Viele Firmen wollten so anscheinend der Einführung von chinesischen Zöllen im Juli zuvorkommen, erklären Volkswirte das Phänomen und warnen deshalb, den derzeitigen Aufschwung überzubewerten.

Apple und Co. bringen Kapital nach Hause

Ein weiteres Element des Aufschwungs ist die Repatriierung von Kapital. Konzerne wie Apple, Cisco und Co. bringen ihr Auslandskapital aufgrund der Steuerreform zurück in die USA. Im ersten Quartal kamen so mehr als 300 Milliarden Dollar zusammen. Zum Vergleich: In den vergangenen zehn Jahren lag der Betrag pro Quartal nie über 50 Milliarden Dollar[4]. Gut möglich, dass in den kommenden Monaten weiteres Geld in die USA fließt. Alleine Apple kündigte an, einen Großteil der 250 Milliarden Dollar, die derzeit im Ausland liegen, über die nächsten Jahre in die Heimat zu bringen[5]. Vorteil: Die Konzerne können das Geld für weitere Investitionen nutzen. 

Mittelfristig könnte sich für Anleger ein Investment jenseits des Atlantiks lohnen. Abgesehen von den optimistischen Gewinnerwartungen sorgt das frische Kapital für neue Impulse in der Dividendenentwicklung und ermöglicht den Unternehmen neue Aktienrückkäufe – was meist positiv auf die Kursentwicklung wirkt. Im ersten Quartal 2018 kauften die S&P-500-Konzerne  Aktien im Wert von 190 Milliarden Dollar zurück – eine historische Rekordmarke. Auch die Dividenden kletterten mit 110 Milliarden Dollar auf einen neuen Spitzenwert. Bis zum Jahresende könnten Ausschüttungen (Dividenden & Aktienrückkäufe zusammen) von mehr als einer Billion Dollar möglich sein, schätzen die Analysten von Yardeni Research[6].

Geldregen für US-Aktionäre

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Sowohl das Volumen der Aktienrückkäufe als auch die Dividendensummen erreichen neue Höchststände. Über eine Billion Dollar sollen in diesem Jahr insgesamt an die Aktionäre ausgeschüttet werden, schätzen Analysten.
Quelle: Yardeni Research, Stock Market Indicators: S&P 500 Buybacks & Dividends; Stand: 03.08.2018

Die Kombination aus steigenden Unternehmensgewinnen, höheren Dividenden und neuen Aktienrückkaufprogrammen könnte für Anleger gleich mehrfach attraktiv sein. Denn gerade die hohen Cash-Reserven sprechen für genügend Spielraum der Unternehmen, auch in zunehmend stürmischen Zeiten ihre Dividendenpolitik fortzusetzen. Solche regelmäßigen Ausschüttungen haben sich in der Historie als geeignetes Instrument zur Risikikontrolle ausgezeichnet[7].     

1. U.S. Bureau of Economic Analysis: Stand: 27.07.2018

2. Fox News, http://video.foxnews.com/v/5815281933001/?#sp=show-clips Stand: 29.07.2018

3. DWS, Unsere Prognosen; Stand: 19.07.2018, https://dws.com/de-de/insights/cio-view/ger/unsere-prognosen/#2

4. U.S. Bureau of Economic Analysis: Stand: 20.06.2018

5. Apple, Pressemitteillung “Apple accelerates US investment and job creation”; Stand: 17.01.2018

6. Vgl. Yardeni Research, Stock Market Indicators: S&P 500 Buybacks & Dividends; Stand: 03.08.2018

7. Jeong-Bon Kim/ Le Luo/ Hong Xie, Do Dividend Payments Mitigate Stock Price Crash Risk Through Curbing Bad News Hoarding and Curtailing Overinvestment?, https://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_id=3127275 Stand: 01.03.2018

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Prognosen basieren auf Annahmen, Schätzungen, Ansichten und hypothetischen Modellen oder Analysen, die sich als nicht zutreffend oder nicht korrekt herausstellen können.

CRC 060102 (08/2018)

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