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- Infrastruktur – Zehn Fakten, die jeder Anleger kennen sollte
- In vielen Ländern genügt die Infrastruktur nicht mehr den heutigen Anforderungen. Sie muss auf-, ausgebaut oder modernisiert werden.
- Gleichzeitig beschleunigen Klimawandel und Corona-Pandemie Megatrends, die die grundlegende Lebensweise der Menschen verändern könnten.
- Investitionen in eine nachhaltige Infrastruktur sollten daher weiter an Relevanz gewinnen.
9 Minuten Lesezeit
Damit die Infrastruktur mit dem globalen Wirtschaftswachstum Schritt halten kann, müssten bis 2040 mehrere hundert Milliarden Euro pro Jahr investiert werden.
1. Eine Lücke mit Folgen
Schon seit langem wird zu wenig in die Infrastruktur investiert. Zwar fließen weltweit jährlich etwa 2,8 Billionen Euro in Verkehrs-, Wasser-, Energie- und Telekommunikationssysteme. Doch diese Summe reicht nicht, um den wachsenden Anforderungen gerecht zu werden.[1] Laut Schätzungen von Global Infrastructure Hub und Oxford Economics müssten bis 2040 jährlich im Schnitt 3,3 Billionen Euro investiert werden.[2] Insgesamt weitere 3,1 Billionen Euro sind nötig, um die Ziele der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, kurz: SDGs) in den Bereichen Elektrizität und Wasser zu erreichen.[2] Sie vergrößern die Investitionslücke zusätzlich und zeigen, weshalb ein Engagement von Anlegern so gefragt ist.
2. Es wird eng in den Städten
1950 lebte weniger als ein Drittel der Weltbevölkerung in Städten[3]. Im Jahr 2007 traf dies bereits auf mehr als die Hälfte zu[2] zu und bis 2050 erwarten die Vereinten Nationen einen Anstieg auf rund 70 Prozent.[4] Die Folge: Es entstehen immer mehr Megacities[5], in denen sich viele Millionen Menschen auf engstem Raum ballen. Sie alle benötigen Wohnraum, Wasser und Nahrungsmittel. Auch Kanalisation und Straßen müssen mit dem Wachstum mithalten. Um den steigenden Energiebedarf in Zeiten des Klimawandels zu decken, muss Strom zudem möglichst effizient und emissionsfrei erzeugt werden. Eine enorme Herausforderung, nicht nur für die Megacities in aufstrebenden, sondern auch in hochentwickelten Ländern.
3. Wasser marsch
Der Wasserverbrauch steigt seit den 1980er Jahren weltweit um etwa ein Prozent pro Jahr, wie aus dem Weltwasserbericht der Vereinten Nationen hervorgeht.[6] Noch immer haben etwa 2,2 Milliarden Menschen keinen dauerhaften Zugang zu sauberem Trinkwasser – rund 785 Millionen Menschen fehlt sogar die Grundversorgung.[7] Hinzu kommt, dass weltweit über 80 Prozent der Abwässer noch unbehandelt in die Umwelt gelangen.[8] Krankheiten wie Cholera sind daher in vielen Entwicklungsländern nach wie vor weit verbreitet. Und der Wassermangel wird weiter zunehmen, auch wegen des Klimawandels. Einen Ausweg könnte eine Infrastruktur bilden, die Wasserverluste minimiert und mehr Wasser durch Aufbereitung und Entsalzung verfügbar macht.
4. Nur schlaue Netze haben Zukunft
Bislang sind Stromnetze eher einfach gestrickt: Sie transportieren Elektrizität von A nach B, mehr nicht. Das soll sich künftig durch mitdenkende Netze ändern. Sie werden zu einer Plattform, auf der jeder mit jedem kommuniziert. Der Stromzähler mit der Solaranlage, der Offshore-Windpark in der Nordsee mit dem lokalen Energieversorger und die Waschmaschine mit den anderen Verbrauchsgeräten im Haus. Solche schlauen Netze sind Voraussetzung, damit die Energiewende mit immer mehr lokalen Stromerzeugern gelingen kann. Das Milliardengeschäft mit solchen „Smart Grids“ lockt nicht nur Netzbetreiber oder Zählerfirmen, auch IT-Konzerne oder Telekommunikationsanbieter wollen ihren Teil vom Kuchen abhaben.
Die Energiewende mit vielen dezentralen Erzeugern erfordert ein neuartiges Stromnetz, das Verbraucher und Produzenten intelligent miteinander verbindet.
5. Turbo für die Digitalisierung: 5G
Endlich schnelles Internet, und zwar auch in den entlegensten Winkeln des Landes: Ermöglichen soll das der neue Mobilfunkstandard 5G, der seit 2019 sukzessive ausgerollt wird. Dazu installieren die Mobilfunkbetreiber kleine Kommunikations-Knotenpunkte an Verkehrsschildern, Straßenlaternen oder Strommasten. 5G wird nicht nur Smartphones beschleunigen, sondern auch Sensoren, Fahrzeuge und Maschinen miteinander vernetzen. Damit kann das „Internet der Dinge[9] richtig Fahrt aufnehmen – und die Industrie leistungsfähiger, die Mobilität sicherer und der Alltag bequemer werden.
Wenn man den Blick auf das Jahr 2027 richten und die Prognose für 5G-Abonnements betrachtet, die davon ausgeht, dass rund die Hälfte aller Mobilfunkabonnements (rund 4,1 Milliarden weltweit) auf 5G entfallen wird, wird deutlich, dass sich hinter den Zahlen eine kontinuierliche Veränderung der Art und Weise verbirgt, wie wir handeln, leben und arbeiten.
6. Intelligente Verkehrssteuerung
Fließt der Verkehr, erreicht man schneller sein Ziel und benötigt weniger Energie. Durch Vernetzung über funkgesteuerte Sensoren, sowohl der Fahrzeuge untereinander als auch mit der Verkehrsinfrastruktur, ließen sich schätzungsweise allein in Deutschland Transportkosten von acht Milliarden Euro jährlich einsparen.[10] Kommuniziert das Fahrzeug beispielsweise mit Ampeln, lässt sich das Fahrtempo ideal an die grüne Welle anpassen. Bei schlechter Sicht oder Glatteis ermittelt der Bordcomputer den optimalen Abstand und am Ziel der Reise wird der nächste freie Parkplatz angezeigt. Voraussetzung dafür ist eine punktgenaue Koordination aller Verkehrsteilnehmer. Das gelingt nur mit einem grundlegenden Umbau des Verkehrssystems.
Der Einzelhandel wandelt sich rasant und mit ihm die Anforderungen an die Logistikbranche. Der Bedarf an neuen Verteilzentren ist groß.
7. Jeden Monat zwei Pakete
Der stationäre Einzelhandel leidet, das Online-Geschäft boomt. Diesen Trend haben Beschränkungen während der Corona-Pandemie nochmals verstärkt. Für die Logistikbranche ist das eine enorme Herausforderung. Sie muss sie kräftig investieren, um mit der wachsenden Nachfrage Schritt zu halten. Laut einer Studie des Beratungsunternehmen McKinsey & Company wird der weltweite Onlinehandel bis 2030 jährlich um zehn Prozent wachsen – und damit fünfmal schneller als der stationäre Handel.[11] Im Vergleich zu diesem ist beim Onlinehandel auch der Bedarf an Logistikfläche viel größer – etwa dreimal so hoch. Im weltweiten Geschäft mit Paketen wurden zuletzt mehr als 240 Milliarden Euro umgesetzt.[11] Deutschland liegt, global betrachtet, auf Platz zwei: Jeder Bundesbürger erhält von Onlinehändlern im Schnitt 24 Pakete pro Jahr. Einzig China hat mit 70 Paketen pro Jahr eine noch größere E-Commerce-Logistik.[11]
8. Erneuerbare Energien – mehr als Wind und Sonne
Nicht nur der Verkehrssektor, auch andere Branchen und Haushalte müssen sich künftig immer mehr von fossilen Brennstoffen wie Kohle, Öl und Erdgas verabschieden. Nur so kann der Klimawandel zumindest ausgebremst werden. Ein Energieträger, auf dem die Hoffnungen ruhen, ist Wasserstoff. Er erfordert allerdings den Aufbau einer komplett neuen Infrastruktur– von der Erzeugung, über die Verteilung bis hin zur Speicherung. Viele Staaten treiben die Entwicklung mit Milliardeninvestitionen voran, so dass bis 2050 Wasserstoff fast ein Fünftel des weltweiten Energiebedarfs decken könnte.[12] Auch die Bundesregierung hat 2018 gemeinsam mit europäischen Staaten eine Wasserstoffinitiative beschlossen. Ein Durchbruch von Wasserstoff als klimafreundlichem Energieträger ist vor 2030 jedoch nicht zu erwarten.
9. Die Seidenstraße lebt
Die erste Seidenstraße entstand vor etwa 2.500 Jahren. Sie diente als Handelsroute zwischen China, Zentralasien und dem Nahen Osten und hatte enorme Auswirkungen auf die Region. Die von China 2013 ins Leben gerufene Belt and Road Initiative (BRI), auch als „Neue Seidenstraßen-Initiative“ bekannt, knüpft an die historische Route an und führt sie bis nach Europa weiter. Daneben soll eine maritime Seidenstraße China, Süd- und Südostasien, Afrika und Europa über den Meeresweg verbinden. Das Engagement chinesischer Firmen erstreckt sich über viele Branchen und ist nicht auf den Ausbau der Transportwege begrenzt. Insgesamt, so schätzen Datenanalysten von Refinitiv, sollen mit der neuen Seidenstraße weltweit mehr als 2.600 Projekte mit einem Volumen von 3,3 Billionen Euro verbunden sein.[13]
10. Was Infrastruktur für Anleger so besonders macht
Ein Hauptgrund, weshalb Infrastrukturinvestments bei Anlegern beliebt sind, ist, dass die Betreiber der unterschiedlichen Projekte nicht so sehr dem Auf und Ab der Konjunktur unterworfen sind. Ihre Leistungen – wie Wasser- und Stromversorgung, Bau und Unterhalt von Verkehrswegen oder auch Telekommunikationsdienstleistungen – können gewöhnlich von einer relativ konstanten Nachfrage profitieren, unabhängig von den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen.
Hinzu kommen weitere Vorzüge, die die Aktien aus diesem Segment auszeichnen. Dazu zählen vergleichsweise verlässliche und planbare Erträge, weil Infrastrukturanlagen häufig auf Jahrzehnte ausgelegt sind und teilweise über staatliche Konzessionsvereinbarungen verfügen. Hohe Barrieren erschweren zudem den Eintritt neuer Marktteilnehmer. Anleger sollten jedoch auch auf die Risiken von Infrastrukturaktien achten. Das größte besteht in regulatorischen Veränderungen: Staatliche Eingriffe können die Geschäftsaussichten einzelner Unternehmen über Nacht grundlegend verändern. Das kann vorübergehend starke Kurseinbrüche auslösen.
Leistungen von Infrastrukturunternehmen werden relativ konstant nachgefragt. Dadurch sind ihre Aktien in der Regel nicht so stark vom Auf und Ab der Wirtschaft abhängig.