22. Mrz 2022 Infrastruktur

Was Infrastrukturaktien für Anleger interessant macht

Eisenbahnen, Glasfasernetze, Wasser, Elektrizität – die Nachfrage nach Infrastruktur steigt weltweit. Das kann Anlegern Chancen eröffnen, selbst in wirtschaftlich schwierigen Zeiten.

  • Wirtschaftlicher und sozialer Wohlstand sind auf eine leistungsfähige Infrastruktur angewiesen.
  • Während in Schwellenländern noch der Auf- und Ausbau im Vordergrund stehen, müssen Industriestaaten ihre in die Jahre gekommenen Anlagen erneuern. Das sorgt für einen anhaltend hohen Finanzierungsbedarf.
  • Für Anleger erscheinen Aktien aus dem Infrastruktursegment interessant, weil sie in der Regel weniger stark von wirtschaftlichen Schwankungen abhängen.
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Der technische Fortschritt lässt viele Anlagen rasch veralten – oft fehlt aber das Geld, um Infrastrukturprojekte zu finanzieren.

Infrastrukturanlagen sind in der Regel Großprojekte, deren Errichtung viel Kapital erfordert. Zur technischen Infrastruktur eines Landes gehören sämtliche Einrichtungen, die benötigt werden, damit eine Gesellschaft funktionieren und sich weiterentwickeln kann. Verkehrswege wie Straßen, Bahnlinien und Flughäfen zählen genauso dazu wie Energie- und Wasserversorgung, Entsorgungsanlagen für Müll und Abwasser sowie Telekommunikationsnetze. Die soziale Infrastruktur erstreckt sich von Schulen über Krankenhäuser bis hin zu Sport- und Freizeitanlagen sowie Einkaufsstätten. Gerade Unternehmen sind auf eine leistungsfähige Infrastruktur angewiesen, was sie zu einem wesentlichen Entscheidungskriterium bei der Standortwahl macht. Das Ansiedeln von Betrieben in einer bestimmten Region wiederum hat Rückwirkungen auf den Lebensstandard der Bevölkerung.

 

Nachfrage nach Infrastruktur ist weltweit auf hohem Niveau

Trotz der hohen Bedeutung der Infrastruktur für den Lebensstandard einer Gesellschaft hinken die Investitionen selbst in hochentwickelten Volkswirtschaften in dem Bereich hinterher. Das liegt in erster Linie an der angespannten Haushaltslage vieler Länder. Ihnen fehlt schlicht das Geld, um die kostspieligen Projekte zu finanzieren, sodass nach Jahren der Unterinvestition ein Investitionsstau aufgelaufen ist. Hinzu kommt der technische Fortschritt, der beispielsweise Mobilfunknetze rasch veralten lässt.

Statt der Modernisierung bestehender Infrastruktur stehen bei vielen aufstrebenden Ländern noch der Auf- und Ausbau im Vordergrund. Hier machen Faktoren wie eine rasch wachsende Bevölkerung, eine hohe Wirtschaftsdynamik, die zunehmende Bedeutung interkontinentaler Handelsnetze, der Trend zur Urbanisierung sowie der Kampf gegen Armut beziehungsweise für mehr sozialen Wohlstand Infrastrukturprojekte dringlich.

Global betrachtet, müssten laut einer Langzeitstudie von Global Infrastructure Hub und Oxford Economics bis 2040 rund 83 Billionen Euro in Verkehrswege, Energie- und Wasserversorgung sowie Telekommunikation investiert werden.[1] Weitere 3,1 Billionen Euro sind erforderlich, um die Ziele der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, kurz: SDGs) in den Bereichen Elektrizität und Wasser zu erreichen.

Allerdings klafft auf dem Weg dorthin derzeit eine erhebliche Investitionslücke. Sie beläuft sich auf gut ein Fünftel des Gesamtbedarfs. Um sie zu schließen, dürften staatliche Investitionen weiterhin nicht ausreichen. Entsprechend ist ein Engagement von privaten und institutionellen Anlegern gefragt. Doch welche Faktoren machen Aktien von Infrastrukturbetreibern für sie interessant?

Aktien von Infrastrukturunternehmen verfügen über besondere Eigenschaften, die sie für Anleger interessant machen.

Aktien von Infrastrukturunternehmen verfügen über besondere Eigenschaften

Aktien von Unternehmen, die Infrastrukturanlagen betreiben, verfügen über besondere Eigenschaften. Infrastrukturprojekte sind in der Regel auf mehrere Jahre oder sogar Jahrzehnte angelegt. Die langen Laufzeiten sorgen in Verbindung mit festen Verträgen für einen vergleichsweise soliden und abschätzbaren Mittelzufluss bei den Unternehmen.

Dass Aktien von Infrastrukturbetreibern als eher defensiv gelten und dadurch auch für Anleger mit geringer Risikobereitschaft eine interessante Depotbeimischung sein können, liegt daran, dass sie konjunkturellen Schwankungen gegenüber weniger anfällig sind. Eine intakte Wasser- und Energieversorgung, stabile Handels- und Lieferketten sowie die Entsorgung von Müll und Abwasser sind auch in Krisenzeiten relevant – das hat die Corona-Pandemie als jüngstes Beispiel gezeigt.

Politische und regulatorische Veränderungen stellen die größten Risiken für die Anlageklasse Infrastrukturaktien dar.

Rahmenbedingungen für Infrastrukturunternehmen können sich rasch wandeln

Natürlich gilt auch für Infrastrukturaktien: Keine Chancen ohne entsprechende Risiken. Regulatorisch oder politisch gewollte Veränderungen haben das Potenzial, die Geschäftsaussichten einzelner Unternehmen grundlegend zu verändern. Das bekamen etwa die deutschen Versorger nach dem Bundestagsbeschluss zum Atomausstieg 2011 zu spüren. Weil hohe Fixkosten beziehungsweise Markteintrittsbarrieren neuen Infrastrukturunternehmen entgegenstehen, greift der Staat zudem häufig mit Auflagen direkt in den Markt ein. Preisobergrenzen etwa für Strom und Wasser oder die Verpflichtung von Telekommunikationsnetzbetreibern, auch wenig lukrative Regionen an das Mobilfunknetz anzubinden, können die Ertragsaussichten und damit mögliche Kursgewinne schmälern.

Auf der Habenseite von Infrastrukturinvestments bleibt, dass Titel von Infrastrukturunternehmen in einem vorangeschrittenen Konjunkturzyklus mit geringerem Wirtschaftswachstum Anlegern – historisch betrachtet – Chancen eröffnet haben. Weil die Titel in der Regel prognostizierbare Erträge mit organischem Wachstum kombinieren, konnten sie auch in diesen Phasen bei angemessenem Risiko gute Renditemöglichkeiten liefern.

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1. Quelle: Global Infrastructure Hub und Oxford Economics: Global Infrastructure Outlook, https://outlook.gihub.org/ (Zugriff am: 21.02.2022).

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