Mancher Anlagestratege sieht bereits das Ende des Konjunkturzyklus heraufziehen, doch Europas Unternehmen sehen häufig noch kein Ende des Aufschwungs. Viele wollen wieder Geld in die Hand nehmen und damit ihr Geschäft ausbauen. Rund ein Drittel der Unternehmen plant sogar höhere Investitionen als im Vorjahr. Das ergab eine breite Umfrage unter rund 600 Firmen aus dem Euroraum.[1]

Unternehmen mit anhaltend hoher Investitionsbereitschaft

Die anhaltende Investitionsbereitschaft ist in dem zuletzt unruhigen Börsenklima ein gutes Zeichen für Anleger. Steigende Investitionen wirken sich in der Regel auch positiv auf das Wirtschaftswachstum aus, weil sie tendenziell einen Multiplikatorprozess in Gang setzen. Kauft ein Unternehmen beispielsweise neue Maschinen, fließt Geld auf das Konto des Maschinenbauers. Dieser hat dadurch wiederum Spielraum für eigene Ausgaben. Er könnte also die Löhne seiner Mitarbeiter erhöhen, zusätzliches Personal einstellen oder selbst Maschinen und Material kaufen.

Aber nicht nur die geplanten Unternehmensausgaben sprechen für anhaltendes Wirtschaftswachstum. Auch die privaten Verbraucher geben weiterhin Geld aus. In der EU besteht etwas mehr als die Hälfte der gesamten Wirtschaftsleistung (gemessen am Bruttoinlandsprodukt) aus Konsumausgaben der privaten Haushalte.[2]

Ausgabefreudige Konsumenten

Und auch in diesem Bereich bleibt der Blick in die Zukunft verhalten positiv. So rangieren wichtige Verbraucherindizes wie der Consumer Confidence Index der OECD nach einigen Abschlägen noch immer auf hohem Niveau.[3] Laut der Konsumklima-Umfrage der GfK hat sich die Konsumlaune der europäischen Verbraucher im zweiten Quartal 2018 sogar wieder verbessert.[4]

Konsumklima noch immer auf hohem Niveau

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Trotz eines leichten Rückgangs bleibt das Verbrauchervertrauen in der Euro-Zone auf einem hohen Niveau.
Quelle: OECD, Consumer confidence index (CCI), Stand: 24. Juli 2018.

Gute Arbeitsmarktsituation

Begründen lässt sich die gute Stimmung der Konsumenten unter anderem durch ihre anhaltend gute Einkommenserwartung, etwa im wichtigsten Euroland Deutschland. Die Verbraucher gehen offensichtlich davon aus, dass sie auch in Zukunft genügend Geld für ihre Ausgaben zur Verfügung haben werden.

Hintergrund dieser optimistischen Einschätzung ist die stabile Lage am Arbeitsmarkt. In Deutschland beispielsweise trifft die konstant hohe Beschäftigungsbereitschaft der Unternehmen auf einen Arbeitsmarkt mit immer weniger verfügbaren Arbeitnehmern. So stieg laut ifo-Beschäftigungsbarometer vor allem im verarbeitenden Gewerbe und im Dienstleistungssektor die Beschäftigungsbereitschaft der Arbeitgeber.[5] Gleichzeitig waren nach Berechnungen des Statistischen Bundesamts im Juni 2018 nur noch rund 1,49 Millionen Erwerbslose gemeldet, acht Prozent weniger als im Juni 2017.[6]

Wirtschaftswachstum bleibt bestehen

Vor diesem Hintergrund rechnen die Experten des Internationalen Währungsfonds für das aktuelle Jahr mit einem Wirtschaftswachstum von 2,1 Prozent für die Euro-Zone. In den nächsten Jahren erwarten sie nur eine moderate Abschwächung des Wachstums.[7] Diese Einschätzungen decken sich auch mit denen der DWS-Analysten: „Die Weltwirtschaft zeigt sich weiter robust, die Arbeitslosenzahlen gehen weiter zurück, die Einkaufsmanager zeigen sich immer noch optimistisch, und viele Firmen haben weiterhin volle Kassen“, heißt es im DWS CIO View vom 19.07.2018.[8]

Anhaltendes Wachstum

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Der Internationale Währungsfonds rechnet für 2018 mit einem Wirtschaftswachstum von 2,1 Prozent in der Euro-Zone. In den nächsten Jahren soll sich das Wachstum nur moderat verlangsamen.
Quelle: Internationaler Währungsfonds, World Economic Outlook, Update July 2018; Stand: 02. Juli 2018.

Johannes Müller, Head of Macro Research der DWS, kommentiert: „Wir halten unsere Wachstumsprognose für die Euro-Zone immer noch für eher vorsichtig – sowohl die Aufwärts- als auch die Abwärtsrisiken sind hier eingeflossen.“ Die Gefahr einer globalen Rezession durch die protektionistische Handelspolitik der USA halten der Kapitalmarktexperte und sein Team dagegen für eher unwahrscheinlich.[9]

Kurzfristig Risiken, langfristig Chancen

Für Anleger ist aber trotzdem Vorsicht geboten. „Bei bereits nervösen Märkten sind die Risiken einer Abwärtsspirale größer als noch vor sechs Monaten“, erklärt Müller. Kurzfristig bleiben die Aktien-Experten der DWS deshalb „verhalten optimistisch“. Langfristig sehen sie aufgrund weiter steigender Unternehmensgewinne jedoch Potenzial für höhere Aktienkurse.[8]

CRC 059826 (08/2018)

1. Macro-Strategy Key Issue, UBS Evidence Lab, Stand: 18. Juni 2018.

2. Europäische Kommission, Eurostat; Jährliche Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen, Stand: 24. Juli 2018.

3. OECD, Consumer confidence index (CCI), Stand: 24. Juli 2018.

4. GfK Germany, GfK Konsumklima Europa für das zweite Quartal 2018, Stand: 18.07.2018.

5. ifo Institut, ifo Beschäftigungsbarometer Deutschland, Stand: 27.06.2018.

6. Statistisches Bundesamt, Pressemitteilung Nr. 281 vom 31.07.2018

7. Internationaler Währungsfonds, World Economic Outlook Update July 2018, Stand: 02. Juli 2018.

8. Deutsche Asset Management Investment GmbH; CIO View, Stand: 19.07.2018, https://dws.com/de/insights/cio-view/article/verhalten-optimistisch

9. Deutsche Asset Management Investment GmbH; CIO View, Stand: 19.07.2018, https://dws.com/de/insights/cio-view/article/es-wird-holprig

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Prognosen basieren auf Annahmen, Schätzungen, Ansichten und hypothetischen Modellen oder Analysen, die sich als nicht zutreffend oder nicht korrekt herausstellen können.

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