Die Börsen nehmen die wirtschaftliche Entwicklung gerne vorweg, heißt es. Jetzt scheint Dax, Dow Jones und Co. die Puste auszugehen. Droht nun als nächstes ein globaler Wirtschaftseinbruch, eine Rezession? Nüchtern betrachtet ist diese Angst wohl unbegründet. Das zeigt ein Blick auf harte Wirtschaftsdaten. Diese fünf Fakten sollten Anleger kennen:

1. Die US-Wirtschaft brummt

Die Wirtschaft der Vereinigten Staaten ist die größte der Welt – und deshalb oft der Taktgeber für andere Industrienationen und Schwellenländer. Derzeit zeigt sich die US-Wirtschaft stark wie lange nicht mehr. Im dritten Quartal lag Leistung der amerikanischen Wirtschaft 3,5 Prozent höher als im dritten Quartal vor einem Jahr[1]. Dieser Anstieg des US-Bruttoinlandprodukts war deutlich mehr als von Analysten erwartet. Er folgte dabei auf einen noch stärkeren Zuwachs in den vorausgegangenen drei Monaten. Im zweiten Quartal 2018 stieg das US-Bruttoinlandsprodukt sogar um 4,2 Prozent.

US-Wirtschaft wächst weiter kräftig

Quelle: Thomson Reuters Datastream. Stand: 31.10.2018

Vebraucher halten US-Wirtschaft auf Trab

Haupttriebkraft für das kräftige Wachstum waren im dritten Quartal übrigens wieder einmal die steigenden Ausgaben der US-Verbraucher. Kein Wunder: Angesichts der sehr niedrigen Arbeitslosigkeit bleibt die Stimmung glänzend. Der Index für das Verbrauchervertrauen notiert weiterhin nahe am Allzeithoch. Im September sank die US-Arbeitslosenquote auf nur noch 3,7 Prozent.[2]

2. Stabilisierung in China

China, die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt, erwies sich in den vergangenen Jahrzehnten zunehmend als globale Konjunkturlokomotive. Jährliche Wachstumsraten von mehr als zehn Prozent waren keine Seltenheit. Inzwischen steigt Chinas Wirtschaftsleistung nicht mehr so rasant. Doch noch immer liegen die Zuwächse deutlich über dem, was die Industrienationen schaffen. Im September lag das chinesische Bruttoinlandsprodukt  nach offiziellen Angaben 6,5 Prozent höher als im September 2017 [1]. Die Handelsstreitigkeiten mit den USA haben die chinesische Wirtschaft bisher noch nicht so stark belastet, wie von manchen Marktbeobachtern befürchtet. Das zeigt sich auch an den weiter steigenden Exporten der chinesischen Unternehmen, am weiter zunehmenden Ausstoß der chinesischen Industrie und höheren Investitionen der Unternehmen.

Nach einem Einbruch zu Jahresbeginn ziehen die chinesischen Exporte wieder an.

Nach einem Einbruch zu Jahresbeginn ziehen die chinesischen Exporte wieder an.
Quelle: Thomson Reuters Datastream. Stand: 31.10.2018

Chinesische Regierung setzt auf Stimulation

Weiterhin stützt auch die chinesische Regierung die wirtschaftliche Entwicklung. So wurden etwa im Oktober die Mindestreserve-Anforderungen für Banken weiter herabgesetzt und im nächsten Jahr soll die Einkommensteuer sinken.

Trotz dieser positiven Aspekte ist die wirtschaftliche Lage in China nicht mehr so komfortabel wie früher. So gehen die Kapitalmarktexperten der DWS davon aus, dass sich im kommenden Jahr das Wachstum in China auf 6,0 Prozent (Prognose für 2018: 6,5 Prozent) abschwächen wird.[3]

3. Welthandel auf hohem Niveau

Angesichts des drohenden Handelskriegs zwischen den Vereinigten Staaten und China fürchten Beobachter auch negative Auswirkungen auf den Welthandel. Der werde in diesem Jahr um 0,6 Prozentpunkte und im nächsten um 0,5 Prozentpunkte weniger stark steigen, erwarten etwa die Volkswirte des Internationale Währungsfonds. Doch unterm Strich bleibt der Welthandel damit trotzdem im grünen Bereich.

Internationaler Währungsfonds sieht keinen Einbruch beim Welthandel

Selbst der skeptische IWF geht davon aus, dass der globale Handel 2019 um vier Prozent ansteigen wird.[4] Bislang ist von einem Handelseinbruch ohnehin wenig zu spüren. Die Ausfuhren wichtiger Exportnationen wie China, Japan oder Deutschland wachsen weiter und die Einfuhren in die USA stiegen zuletzt so stark wie nie zuvor [5]. Auch der Baltic Dry Exchange Index hält sich auf sehr hohem Niveau [6]. Der Index misst die Entwicklung der Frachtraten im Schiffsverkehr und gilt als wichtiger Handelsindikator. „Nächstes Jahr werden sich die Auswirkungen der Handelsstreitigkeiten auf BIP und Inflation auf beiden Seiten des Pazifiks wohl in Grenzen halten“, resümieren die Wirtschaftsexperten der DWS in einer aktuellen Analyse.

4. Steigende Unternehmensgewinne

An den Aktienbörsen herrscht Nervosität, doch in den Vorstandsetagen der Unternehmen bleibt man vermutlich relativ gelassen. Schließlich entwickeln sich die Gewinne der Unternehmen weiterhin positiv. Ende Oktober hatten etwa die Hälfte der börsennotierten Unternehmen in Europa und den Vereinigten Staaten ihre Gewinne im dritten Quartal 2018 veröffentlicht, berichteten Analysten der britischen Bank Barclays. Mehr als die Hälfte der Unternehmen hätten mehr Gewinn gemacht, als von Aktienanalysten prognostiziert. Nur ein kleiner Teil der Aktiengesellschaften habe die Gewinnprognosen nach unten revidiert.

Besonders beeindruckend fiel die Entwicklung in den USA aus. Dort hätten etwa vier von fünf Unternehmen die Analystenerwartungen übertroffen, errechneten die Kapitalmarktexperten der DWS. Im Schnitt lagen die Quartalsgewinne bislang um mehr als 20 Prozent über dem Niveau des Vorjahres. Hält der Trend an, wäre es das erste Mal seit 2010, dass die Gewinne in drei aufeinanderfolgenden Quartalen um mehr als 20 Prozent wachsen. Auch 2019 dürften die Unternehmensgewinne in den USA weiter steigen. Nach Einschätzung der Kapitalmarktexperten der DWS aber nur noch im mittleren einstelligen Bereich. Die Aktienkurse dürfte das aber trotzdem stützen.[7]

5. Vorsichtige Zentralbanken

Angst vor steigenden Zinsen und anziehende Renditen der US-Staatsanleihen waren wohl der Auslöser der jüngsten Börsenturbulenzen. Doch noch ist nicht sicher, ob es wirklich zu einem starken Zinsanstieg kommen wird. So halten die wichtigen Zentralbanken in den USA, Europa und Japan zwar an ihrem Ziel fest, ihre ultra-expansive Geldpolitik irgendwann beenden zu wollen. Doch bislang gehen sie dabei sehr behutsam vor. So erklärte etwa Richard Clarida, Vize-Chef der US-Zentralbank Fed, Ende Oktober in einer Rede am Peterson Institute for International Economics in Washington, dass nur „graduelle Zinserhöhungen“ notwendig seien und versicherte, dass die Fed-Politik weiterhin „unterstützend“ bleiben werde [8].

Zinserhöhungen in Europa lassen auf sich warten

In Europa rechnen die Akteure am Geldmarkt mehrheitlich erst Ende 2019 mit einer Zinserhöhung. Das signalisieren die Terminkontrakte für den Interbankenzins, dem Zinssatz, zu dem sich Geschäftsbanken Termingelder leihen [9]. Der Gefahr, dass die Zentralbanken mit Zinserhöhungen den Aufschwung abwürgen, erscheint vor diesem Hintergrund eher gering.

1. Quelle: Thomson Reuters Datastream, Stand: 31.10.2018

2. Quelle: US Bureau of Labor Statistics, Thomson Reuters Datastream, Stand: 31.10.2018

3. Quelle: So weit so gut, CIO View, DWS Investment GmbH, Stand: 12. Oktober 2018

4. Quelle: IWF, Stand: 9.10.2018

5. Quelle: Trading Economics, Stand: 31.10.2018

6. Quelle: Bloomberg, Stand: 31.10.2018

7. Quelle: CIO View, US-Börsen unter Druck, DWS Investment GmbH, Stand: 25.10.2018

8. Quelle: Financial Times, 25.10.2018

9. Quelle: Reuters, 25.10.2018, https://de.reuters.com/article/ezb-zinsschritt-idDEKCN1N01SX

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Prognosen basieren auf Annahmen, Schätzungen, Ansichten und hypothetischen Modellen oder Analysen, die sich als nicht zutreffend oder nicht korrekt herausstellen können.

Quelle: DWS International GmbH, Stand: 11/2018

CRC 062258 (11/2018)

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