06. Sep 2024 Marktausblick

Marktausblick - September 2024

In Japan sackten die Aktienkurse an einem Tag um zwölf Prozent ab, de US-Aktienmarktvolatilitätsindex Vix verdreifachte sich und erreichte den höchsten Stand seit Ausbruch der Covid-Pandemie.

Lesezeit

Nach wie vor Enttäuschungspotenzial an den Aktienmärkten

#1 Markt & Makro

  • Der Monat August war nichts für Anleger mit schwachen Nerven. In Japan sackten die Aktienkurse an einem Tag um zwölf Prozent ab, der US-Aktienmarktvolatilitätsindex Vix verdreifachte sich und erreichte den höchsten Stand seit Ausbruch der Covid-Pandemie. Auch am Zinsmarkt war die Nervosität mit Händen greifbar. Für das Treffen der US-Notenbanker im September wurden kurzzeitig zwei Zinsschritte à 0,25 Prozentpunkte eingepreist.
  • Dennoch fällt die Monatsbilanz für den August versöhnlich aus. Der globale Aktienmarktindex MSCI World schaffte es sogar noch ins Plus mit einer Gesamtrendite von 2,7 Prozent. Also einfach zur Tagesordnung übergehen? Nein, sagt der globale Chefanlagestratege Björn Jesch: „Die derzeitigen Marktbewertungen lassen offensichtlich wenig Raum für Enttäuschungen.“

  • Mit Blick auf die großen US-Technologietitel – die Glorreichen Sieben –zeige sich zudem, dass man bei ihnen in solchen Marktphasen besonders gute Nerven benötige.

  • Wie geht es weiter an den Märkten? „Die wirtschaftliche Abschwächung in den USA, die ausbleibende Wende in China und das fehlende Momentum in Deutschland könnte zu neuerlichen Marktvolatilitäten führen“, warnt Jesch. So habe das US-Börsenbarometer S&P 500 trotz einer recht guten Berichtssaison sein Hoch von Mitte Juli noch nicht wieder erreicht.
  • Das Bild bleibe in den nächsten Wochen wohl uneinheitlich. „Einerseits könnte eine Zinssenkung der US-Notenbank auf ihrer Sitzung im September für Impulse sorgen. Andererseits könnte aber auch die Unklarheit bezüglich des Ausgangs der US-Präsidentschaftswahl im November für weitere Nervosität an den Märkten sorgen“, sagt Jesch.
  • Dazu passten die unsicheren Aussichten für die US-Wirtschaft. Die jüngsten Daten ließen keine klare Richtung erkennen. Die Abschwächung, auf die viele Frühindikatoren schon seit geraumer Zeit hinwiesen, habe sich in den Wachstumszahlen noch nicht niedergeschlagen. Für das zweite Quartal wurde das Wachstum sogar von 2,8 auf 3,0 Prozent (annualisiert) nach oben revidiert.

Björn Jesch

Chief Investment Officer

Themen, die die Kapitalmärkte bewegen

Konjunktur: gemischtes Bild, wohl keine Rezession in den USA

  • Das Jobwachstum hat sich in den USA verlangsamt, was der Zentralbank den Weg für Zinssenkungen erleichtern dürfte. Wir rechnen damit, dass eine Rezession vermieden werden dürfte.

  • In Deutschland ist die Wirtschaft im zweiten Quartal um 0,1 Prozent geschrumpft, unter anderem, weil der private Konsum und die Ausrüstungsinvestitionen schwächelten. Kurzfristig zeichnet sich keine schnelle Besserung ab.

  • Positive Konjunkturdaten gab es zuletzt aus Japan. Die Einkaufsmanagerindizes stiegen den siebten Monat in Folge.

Inflation: Preisanstieg bremst sich weiter leicht ab

  • Der Inflationsdruck hat in den USA zumindest nicht zugenommen. Die Kernrate der privaten Konsumausgaben lag im Juli unverändert bei 2,5 Prozent.

  • In der Eurozone verlangsamte sich der Preisanstieg im August auf 2,2 Prozent (Juli: 2,6 Prozent). In Deutschland lag die Inflationsrate im August erstmals seit März 2021 unter der angestrebten Zwei-Prozent-Marke. Die Lebenshaltungskosten stiegen vor allem dank rückläufiger Energiekosten nur um 1,9 Prozent (Juli: 2,3 Prozent).

Notenbanken: Zinssenkungen in den USA sehr wahrscheinlich

  • US-Zentralbankchef Jerome Powell hat der Tagung der Notenbanker in Jackson Hole klargemacht, dass die Zeit gekommen sei, die Zinspolitik anzupassen, soll heißen, die Zinsen zu senken. Das Timing und die Geschwindigkeit machte er, wie gewohnt, von der Entwicklung der Datenlage abhängig.

  • Für die Eurozone erwarten wir bis zum Jahresende zwei Zinssenkungen à 0,25 Prozentpunkte.

Risiken: Geopolitische Schocks

  • Die geopolitische Lage – Stichwort Naher Osten und der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine – bleibt äußerst angespannt. Weitere Eskalationen könnten den Welthandel negativ beeinflussen
  • Die wirtschaftliche Entwicklung in Europa könnte durch einen schleppenden Anstieg des privaten Konsums und eine schwache globale Nachfrage beeinträchtigt werden.

Japanische Aktien: Aussichtsreich trotz der jüngsten Turbulenzen

#2 Aktien

  • Was ist noch übrig vom einstigen Börsenliebling Japan? Nach einem äußerst erfolgreichen Aktienjahr 2023 – das Jahresplus lag bei 29,3 Prozent für den MSCI Japan – verliefen auch die ersten sieben Monate des laufenden Aktienjahres vielversprechend. Bis am 5. August die Kurse so stark absackten wie seit 1987 nicht mehr.
  • Die Ursachen waren schnell ausgemacht: Eine Zinserhöhung der japanischen Notenbank und die kurzfristige Auflösung sogenannter Carry-Trade-Positionen – Zinsdifferenzgeschäfte, bei denen Anleger sich das niedrige japanische Zinsniveau zu Nutze machen und sich Yen ausleihen, um das Geld in höherverzinsliche Währungen, beispielsweise den US-Dollar, anzulegen. Am Ende der eher kurzfristigen Transaktionen werden die Dollar in Yen zurückgetauscht und das Darlehen zurückgezahlt.
  • „Die Verwerfungen an den Märkten entstanden, weil an der Börse nach schwächer als erwartet ausgefallenen US-Arbeitsmarktdaten das Thema höherer US-Zinssenkungen gespielt wurde. Ein abrupt stärkerer Yen und ein möglicherweise schrumpfender Renditevorteil in den USA hatte zu hohen Auflösungen von Positionen geführt und die Kurse auf Talfahrt geschickt“, sagt Lilian Haag, Fondsmanagerin und Spezialistin für japanische Aktien.
  • Die Kurse drehten allerdings kurz darauf wieder nach oben. Inzwischen ist der japanische Aktienmarkt nur noch wenige Prozentpunkte von seinem Jahreshoch entfernt. War es das, oder sind weitere Turbulenzen wahrscheinlich? Haag ist weiterhin positiv gestimmt und nennt drei Gründe. Erstens: Auch wenn der Yen gegenüber dem Dollar etwas stärker geworden sei, sei der derzeitige Wechselkurs immer noch vorteilhaft für japanische Exporte. Zweitens: Die Gewinne japanischer Unternehmen dürften in den nächsten zwölf Monaten um gut acht Prozent steigen.
  • Eine etwas nachlassende Dynamik bei den exportorientierten Unternehmen stehe dabei eine erwartete bessere Entwicklung bei den binnenorientierten Unternehmen gegenüber. Deren Gewinne dürften – gestützt durch eine nur leichte Inflation, bessere Gehälter, steigende Preise und eine Zunahme der Tourismus-Umsätze – zulegen. Drittens sehe die Bewertung japanischer Unternehmen nach wie vor attraktiv aus.
  • „Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 15 ist der Markt zumindest nicht sehr teuer, im Vergleich zum US-Markt sogar günstig“, so Haag. Aussichtsreiche Unternehmen mit Perspektiven auf ein gutes langfristiges Gewinnwachstum gebe es in mehreren Bereichen: Industrieautomation, Halbleiterausrüstung, Hard- und Software im Spiele-Bereich, IT-Dienstleistung, Medizintechnik und im Einzelhandel. Und wie sieht es mit den Carry-Trades aus? Droht hier neues Ungemach? Die derzeitige Zinsdifferenz von 3,6 Prozentpunkten sei immer noch attraktiv und werde wohl wieder zum Aufbau von Positionen führen, meint Haag.
  • Aussichtsreiche Unternehmen mit Perspektiven auf ein gutes langfristiges Gewinnwachstum gebe es in mehreren Bereichen: Industrieautomation, Halbleiterausrüstung, Hard- und Software im Spiele-Bereich, IT-Dienstleistung, Medizintechnik und im Einzelhandel. Und wie sieht es mit den Carry-Trades aus? Droht hier neues Ungemach? Die derzeitige Zinsdifferenz von 3,6 Prozentpunkten sei immer noch attraktiv und werde wohl wieder zum Aufbau von Positionen führen, meint Haag.
  • Empfindlich würde der Markt aber wahrscheinlich reagieren, falls die US-Notenbank die Zinsen um einen Prozentpunkt senken und der Zinsaufschlag nur noch 2,6 Prozentpunkte betragen sollte. Denn dann gebe es eventuell attraktivere Anlagen.

Lilian Haag

Senior Fund Manager Equities

Japanische Aktien: rekordhoher Bewertungsabschlag

Kurs-Gewinn-Verhältnis

Quelle: DWS Investment GmbH, Stand: Ende August 2024

Aktien USA

Euphorie für Technologietitel etwas abgeebbt – Fokus auf defensivere Anlagestile

Rot_Mittel.png

  • In den USA erhielt die Euphorie rund um die großen Technologiewerte zuletzt einen Dämpfer. Teilweise schützten selbst sehr gute Unternehmensergebnisse nicht vor deutlichen Kursrücksetzern.
  • US-Aktien dürften auf dem derzeitigen Bewertungsniveau anfällig für Kurskorrekturen bleiben. Defensiver Anlagestile wie Minimum-Volatilität gewinnen an Bedeutung.

 

Aktien Deutschland

Aufholpotenzial trotz enttäuschender Wirtschaftsdaten

Orange_Positiv.png 

  • Die globale Schwäche des verarbeitenden Gewerbes und die trotz gestiegener Reallöhne schwache Konsumneigung lasten auf der deutschen Wirtschaft.
  • Der Leitindex Dax hat sich im August gut entwickelt, trotz enttäuschender Wirtschaftsdaten. Anlass zur Hoffnung geben positive Revisionen bei den Unternehmensergebnissen und die nach wie vor ungewöhnlich niedrige Bewertung im Vergleich zu US-Titeln, die für weiteres Aufholpotenzial spricht.

 

Aktien Europa

Nach wie vor hoher Bewertungsabschlag gegenüber US-Titeln

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  • Was für Deutschland gilt, gilt in etwas abgeschwächter Form auch für Europa. Die Wirtschaftsdaten sind durchwachsen, der Konsum durch steigende Sparquoten gebremst und das produzierende Gewerbe schwächelt.
  • Der Bewertungsabschlag von europäischen Aktien im Vergleich zu ihren US-Pendants scheint dennoch zu hoch, insbesondere angesichts der sich abzeichnenden nachlassenden Euphorie in Sachen Künstlicher Intelligenz.

 

Aktien Schwellenländer:

China schwächelt nach wie vor, Indien derzeit mit besseren Aussichten

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  • Unter den asiatischen Schwellenländern sticht China negativ hervor. Der Aktienmarkt hat sich weiter schlecht entwickelt, trotz diverser staatlicher Unterstützungsmaßnahmen für die chinesische Wirtschaft.
  • Indische Aktien sind besser gelaufen, obwohl auch sie zuletzt eine Schwächephase hinlegten. Insgesamt sind wir für  Schwellenländer neutral gestimmt.

Favorisiert: Europäische Unternehmensanleihen mit guter Qualität

#3 Anleihen

  • Die Aussichten für Zinsanlagen scheinen gut. Sinkende Zinsen sollte die Kurse unterstützen und eröffnen Chancen auf ordentliche Gesamtrenditen. Aus dem breiten Spektrum von Staats- und Unternehmensanleihen gehören derzeit Euro-Unternehmensanleihen guter Bonität (Investment Grade) zu unseren Favoriten.
  • Zwar sind die Schockwellen an den Finanzmärkten, ausgelöst von der Unsicherheit der politischen Situation in Frankreich nach der Auflösung des Parlaments und den Turbulenzen Anfang August in Japan, auch an dieser Anlageklasse nicht spurlos vorbeigegangen.
  • „Die Zinsaufschläge gegenüber Staatsanleihen sind kurzfristig gestiegen. Doch die Situation hat sich schnell wieder beruhigt. Insgesamt sind die Zinsaufschläge dieses Jahr deutlich zurückgegangen“, sagt Fondsmanager Thomas Höfer.“ Die Märkte hätten diese Schocks schnell abgeschüttelt und sich auf die guten Fundamentaldaten konzentriert.
  • Die Anlageklasse sei bei Anlegern nach wie vor äußerst beliebt, was sich in den hohen Zuflüssen zeige; das hohe Volumen an Neuemissionen werde vom Markt sehr gut aufgenommen. Die Bilanzqualität der Unternehmen sei insgesamt gut, die Verschuldung liege in den meisten Branchen auf einem niedrigen Niveau. Das begrenze die Ausfallrisiken.
  • „Wir halten derzeit das Risiko für gering, dass sich die Ratings der Unternehmen deutlich verschlechtern“, so Höfer, der Anleihen von europäischen Banken denen von Unternehmen aus zyklischen Industriesektoren vorzieht. Mit Renditen von derzeit 3,5 Prozent sei die Anlageklasse insgesamt attraktiv.

Thomas Höfer

Head Investment Grade Credit

Unternehmensanleihen: Niedrige Zinsaufschläge

Euro- und US-Unternehmensanleihen guter Qualität (Investment Grade, IG)

Quelle: DWS Investment GmbH, Stand: Ende August 2024


Staatsanleihen USA (10 Jahre)

Renditen nach Einbruch leicht gestiegen

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  • Die Renditen 10-jähriger US-Anleihen sind nach dem Absturz Anfang August um 0,1 Prozentpunkt gestiegen.
  • Wir erwarten drei Zinssenkungen der US- Notenbank.

 

Staatsanleihen Deutschland (10 Jahre)

Renditen von Langläufern noch höher als bei Kurzläufern

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  • Die Kurse zehnjähriger Bundesanleihen haben zuletzt etwas nachgegeben, die Renditen sind gestiegen.

  • Die Renditen von Kurzläufern liegen nur noch knapp über denen von Langläufern.

 

Staatsanleihen Schwellenländer

Risiken werden mit deutlich höheren Renditen entlohnt

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  • Staatsanleihen aus Schwellenländern dürften vom Trend zu Zinssenkungen in den Industrieländern profitieren.
  • Die hohen Renditen sollten das deutlich höhere Risiko kompensieren können.

 

Unternehmensanleihen

Investment Grade

USA
Eurozone
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High Yield

USA
Eurozone
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Aufwertung des Euro dürfte sich so nicht fortsetzen

#4 Währungen

Euro/Dollar

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  • Der Euro hat gegenüber dem Dollar zuletzt zugelegt, in der Spitze war ein Euro 1,12 Dollar wert.
  • Wir erwarten nicht, dass sich die Aufwertung des Euro so fortsetzen wird. Diese hatte unserer Ansicht nach weniger fundamentale denn eher technische Gründe. Der Euro-Dollar-Wechselkurs dürfte sich bei 1,10 einpendeln.

Trotz neuer Höchststände vermutlich noch Potenzial

#5 Alternative Anlagen

Gold

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  • Der Goldpreis markierte unlängst neue Höchststände und bestätigte seinen Ruf als Krisenanlage.
  • Die Aussicht auf Zinssenkungen in den USA dürfte auf dem derzeitigen Niveau allerdings bereits eingepreist sein.
  • Wir haben deshalb unsere Einschätzung auf „neutral“ zurückgenommen.



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    Prognosen basieren auf Annahmen, Schätzungen, Ansichten und hypothetischen Modellen oder Analysen, welche sich als falsch herausstellen können. Wertentwicklungen in der Vergangenheit sind kein verlässlicher Indikator für die zukünftige Wertentwicklung. Quelle: DWS Investment GmbH, Stand: 4.9.2024

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