18. Aug 2020 Nachhaltigkeit

Mit grünen Anleihen gezielt nachhaltige Projekte fördern

Nachhaltigkeit und Klimaschutz geht nicht nur mit Aktien, sondern auch mit Anleihen. Warum das Segment boomt und was Anleger wissen sollten.

  • Der Unterschied zwischen einer grünen und einer traditionellen Anleihe liegt in der zweckgebundenen Erlösverwendung, in erster Linie für Projekte mit positivem ökologischem Nutzen.
  • Noch fehlt eine einheitliche Regulierung für das Segment, und manch grünes Projekt entpuppt sich bei näherer Betrachtung als Mogelpackung.
  • Fonds, die eigene strenge Kriterien anwenden, stellen sicher, dass tatsächlich nur rein grüne Projekte in die Auswahl kommen.
4 Minuten Lesezeit

Mit ihrer Klimaschutzanleihe von 2007 war die Europäische Investitionsbank der Pionier bei grünen Anleihen. Bis heute sind grüne Anleihen in Höhe von 860 Milliarden Dollar emittiert worden. Ein Volumen von 820 Milliarden Dollar steht noch aus.

Noch wenige Wochen, dann ist es soweit: Im September will der deutsche Finanzminister Olaf Scholz die erste grüne Bundesanleihe auf den Markt bringen und Milliarden für Umwelt- und Klimaschutzmaßnahmen einsammeln. Eine gute Nachricht für Anleger, die ihr Geld nachhaltig und zugleich sicher anlegen wollen – gehört Deutschland doch zu den weltweit wenigen Schuldnern, die über eine Top-Bonitätsbewertung verfügen.

Junges Marktsegment mit Potenzial

Der Bundesfinanzminister greift einen Trend auf, der zunehmend an Bedeutung gewinnt: die Finanzierung von speziellen Projekten, die der Umwelt zugutekommen. Den Stein ins Rollen gebracht hat die Europäische Investitionsbank (EIB), die 2007 mit ihrer Klimaschutzanleihe (Climate Awareness Bond) die weltweit erste grüne Schuldverschreibung aufgelegt hat. Mit den Erlösen hat die EIB Projekte aus den Bereichen Erneuerbare Energien und Energieeffizienz gefördert, etwa Anlagen zur Kraft-Wärme-Kopplung, den Ausbau der Fernwärme oder die energetische Sanierung von Immobilien.  

Seitdem hat sich der Markt dynamisch entwickelt. Im vergangenen Jahr wurden weltweit grüne Anleihen im Volumen von mehr als 200 Milliarden US-Dollar begeben. Rechnet man noch sogenannte Social Bonds und Sustainability Bonds dazu, kommt man sogar auf ein Volumen von weit über 250 Milliarden Dollar. Die Erlöse aus Social Bonds kommen Projekten etwa aus dem Bereich des Gesundheits- und Sozialwesens zugute, die einen sozialen Mehrwert entfalten. Sustainability Bonds wiederum sind Anleihen, die der Finanzierung von Umwelt- und Sozialprojekten und so der Verwirklichung der UN-Nachhaltigkeitsziele dienen.

Verbindliche Standards fehlen derzeit noch

Die Angebotsvielfalt grüner Anleihen nimmt beständig zu, weil immer mehr Unternehmen aus verschiedensten Branchen dieses Finanzierungsinstrument für sich entdecken. Neben den grünen Anleihen gewinnen auch nachhaltigkeitsgebundene Anleihen wie Social Bonds und Sustainability Bonds an Bedeutung. Innovative Formen dieser Bonds zeichnen sich dadurch aus, dass die Konditionen der Anleihe an das Erreichen von bestimmten Nachhaltigkeitszielen gekoppelt sind. Ein Beispiel dafür ist die Schuldverschreibung eines italienischen Energieversorgers. Schafft es das Unternehmen nicht, eine vereinbarte Quote von erneuerbaren Energien am gesamten Energieproduktionsmix zu erreichen, muss es einen Zinsaufschlag entrichten.

Die große Herausforderung für Anleger besteht darin zu beurteilen, wie nachhaltig eine bestimmte Anleihe tatsächlich ist. „Eine einheitliche und rechtsverbindliche Definition, was grüne Projekte sind und was nicht, fehlt bislang“, gibt Christof Breuer zu bedenken. Er verwaltet den Fonds DWS Invest Green Bonds, der im Oktober 2018 sein Debüt gab. Zwar existieren freiwillige Standards wie die Green Bond Principles, die die International Capital Markets Association (ICMA) veröffentlicht hat.

Immerhin hat die Europäische Union Ende 2019 einen Anlauf zur Regulierung unternommen. Eine finale Einigung darüber, was nachhaltige wirtschaftliche Aktivitäten kennzeichnet, ist bisher noch nicht erzielt worden. Ziel der EU ist es, eine Standardisierung für grüne Anleihen zu entwickeln, damit sich grüne Investitionen besser vergleichen lassen.

Die Europäische Union ist dabei, ein einheitliches Klassifizierungssystem auf den Weg zu bringen.

Strenge Vorgaben sind nötig, um Projekte mit fragwürdigem ökologischem Nutzen auszuschließen.

Know-how von Fondsexperten nutzen

Bis dahin bleibt Anlegern nichts anderes übrig, als eigenständig den Verwendungszweck der Gelder zu prüfen – oder auf eine Fondslösung zu setzen, wie etwa den DWS Invest Green Bonds.

„Ausgangspunkt sind Anleihen, die gemäß der DWS Kriterien ein grünes Etikett tragen und über ein Marktvolumen von mindestens 200 Millionen US-Dollar verfügen“, erläutert Breuer das Vorgehen. Im weiteren Prozess analysieren die Fondsexperten, wie nachhaltig die emittierenden Unternehmen in Bezug auf Umwelt-, Sozial- und Corporate-Governance-Themen (ESG-Themen) sind. Zusätzlich wird im Gespräch mit den Unternehmen geklärt, in welche grünen Projekte die Mittel fließen und wie sie ESG-Themen noch besser in ihre Geschäftsabläufe integrieren können. Erst dann erfolgt die Entscheidung, ob eine Anleihe den Weg in den Fonds findet oder nicht. Gegenwärtig ist der Fonds zu rund 90% in grüne Anleihen investiert.

Wer also bei der Geldanlage verlässliche Renditen mit einem guten Gewissen vereinen will, für den ist das Segment der grünen Anleihen wie geschaffen. Der relativ junge Markt wächst rasant und dürfte sich auch künftig dynamisch entwickeln. Hier den Überblick zu behalten, stellt die wohl größte Herausforderung für private Anleger dar.

DWS Invest Green Bonds LD

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