02. Dez 2021 Fondssparen

Bauch oder Kopf? Worauf vertrauen Sie bei der Geldanlage?

Durch die Corona-Pandemie haben die Deutschen noch mehr Geld auf die Seite gelegt als bisher, das meiste als kaum verzinste Spareinlagen. Der Aktienmarkt wird dagegen weiter oft gescheut. Eine Ursachenforschung.

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Haben Sie schon einen Teil ihres Vermögens angelegt? Etwa, um sich in ein paar Jahren oder im Alter mit Ihrem Geld dasselbe an Waren und Dienstleistungen leisten zu können wie heute? Oder haben Sie, als der jährliche Rentenbescheid eintrudelte, sich vorgenommen, sich jetzt aber mal wirklich um Ihre Kapitalanlage und Altersvorsorge zu kümmern – dann wegen der gefühlten Komplexität des Themas aber wieder frustriert aufgegeben? 

Die Mehrheit der Deutschen bleibt dem Sparbuch treu

Wenn Sie sich jetzt ertappt fühlen, hätten wir einen kleinen Trost für Sie: Sie sind nicht allein. Mehr als vier Fünftel der Deutschen über 14 Jahren lässt nach wie vor die Finger von Aktien, Aktienfonds oder aktienbasierten ETFs[1]. Eine andere Untersuchung zeigt, dass fast die Hälfte der Bundesbürger ihr Kapital immer noch auf dem Sparbuch parkt[2]. Und das, obwohl es schon seit Jahren so gut wie keine Zinsen mehr abwirft.

Das war’s aber auch schon mit den guten Nachrichten. Denn zur Wahrheit gehört eben auch: Wenn Sie (und all die anderen) einfach so weitermachen, dann verlieren Sie Geld. Schuld daran ist die allgemeine Preissteigerung. Sie schwächt die Kaufkraft eines gleichbleibenden Bankguthabens über die Jahre immer weiter ab. Bei einer Inflationsrate von 2,5 Prozent verliert ein Vermögen von 10.000 Euro in zehn Jahren beispielsweise rund 23 Prozent an Wert und ist in 20 Jahren sogar fast 40 Prozent weniger wert[3].

Woran nur mag es liegen, dass die meisten Deutschen zwar viel sparen, ihr Geld aber überwiegend in Lebensversicherungen, Bausparverträgen, unattraktiv verzinste Spareinlagen oder einfach auf dem Girokonto liegen lassen? Was hindert die Mehrheit daran, vom „Sparer“ zum „Anleger“ zu werden und die Chance auf eine angemessene Rendite zu ergreifen die das Kapital in Kaufkraft gerechnet tatsächlich weiter auskömmlich wachsen lassen kann?

Wenn uns gefühlte Wahrheiten leiten

Für die Aversion vieler Sparer gegen ein Investment in Aktienwerte gibt es nicht nur eine Ursache. Zum Beispiel gibt es in Deutschland, anders als in Großbritannien oder der USA, keine Jahrzehnte zurückreichende Aktiensparkultur. Und das Thema Altersvorsorge ist hierzulande traditionell eine Aufgabe der staatlichen Daseinsvorsorge gewesen – in Gestalt der Deutschen Rentenversicherung. Obwohl deren Auszahlungszusagen durch die ungünstiger werdende Zusammensetzung von Einzahlern und Rentner schwächer wird.

Zu den wichtigsten weiteren Gründen zählt sicher auch das Damoklesschwert eines drohenden Börsencrashs, das über den Häuptern mancher Sparwilligen hängt und damit das Schreckensszenario eines kompletten Vermögensverlusts – ganz unabhängig davon, ob man so etwas schon einmal selbst erlitten hat.

Auch Verhaltensforscher haben sich der Frage nach der Angst vieler Sparer vor dem Kapitalmarkt gewidmet: Nach ihren Erkenntnissen lassen sich viele Anleger nicht nur von ökonomischen und rationalen Faktoren leiten, sondern von soziologischen und psychologischen. „Behavorial Finance“ – zu Deutsch verhaltensorientierte Finanztheorie – nennt sich dieser Ansatz. Gestützt wird er von einer weiteren Theorie, die von einem „Experiential Bias“ ausgeht. Sie besagt, dass wir uns bei einer Entscheidung eher von Gefühlen leiten lassen, anstatt von unserem Verstand. Wir schauen also eher auf – eigene oder fremde – Erfahrungswerte, und nicht auf die tatsächlich zur Verfügung stehenden Informationen.

Risiken ernst nehmen, aber nicht überschätzen

Das „Rätsel der Aktienmarktteilnahme in Deutschland“ hat auch ein Forscher-Trio der Frankfurt School of Finance and Management und der Goethe-Universität in Frankfurt am Main im Auftrag der Deutschen Börse untersucht und dazu kürzlich 2.761 Personen online befragt[4]. Aus den Ergebnissen lassen sich einige Lehren ableiten, die als Orientierung bei der Geldanlage dienen können:

  • Bewerten Sie die Risiken einer langfristigen Kapitalanlage nicht nur nach dem Bauch.

Diejenigen, die keine Aktien besitzen, führten in der Studie die „Angst vor Verlusten“ als wichtigsten Grund für ihre bisherige Zurückhaltung an. Das Wort „Risiko“ wurde von dieser Personengruppe am häufigsten genannt, wenn sie sagen sollten, was sie spontan mit dem Begriff „Aktienbesitz“ assoziieren. Die Aktionäre unter den Befragten dagegen verbanden mit „Aktienbesitz“ am häufigsten „Gewinn“, danach erst „Risiko“. „Freude“ stand bei ihnen auf Platz 7 der Assoziationen, bei den Nicht-Aktionären fand sich dort das Wort „Angst“.

Sie müssen kein Experte sein, um in aktienbasierte Produkte zu investieren

Psychologische Untersuchungen zeigen immer wieder, dass Menschen die Angst vor Verlust höher gewichten als die Chance auf Gewinn. Dabei zeigen die nüchternen Zahlen etwas anderes: Eine Faustregel besagt, dass ein Anleger, der sein Geld 14 Jahre lang im Deutschen Aktienindex DAX angelegt hat, noch nie einen Verlust erleiden musste. Wer also Geduld mitbringt und genügend Nerven, um auch mal einen Rücksetzer auszusitzen, der sollte auch als Aktienanleger eigentlich ruhig schlafen können. Anders gesagt: Vorsicht an den Finanzmärkten ist wichtig und gut, aber übertriebene Skepsis kann nachteilig sein.

  • Sie müssen kein Experte sein, um in aktienbasierte Produkte zu investieren.

Fehlendes Wissen stand bei den „aktienlosen“ Umfrageteilnehmern auf Platz drei der Gründe für deren Enthaltsamkeit. Der Finanzwissenstest, den die Umfrageteilnehmer als Teil der Studie ablegten, zeigte, dass viele glaubten, dass man für eine Aktienanlage etwa die Bilanzen einzelner Unternehmen genau kennen müsse. Was viel dagegen nicht wussten: Es gibt auf dem Finanzmarkt viele Instrumente, die es auch „Aktienlaien“ ermöglichen, einen Teil ihres Vermögens in aktienbasierte Anlagen zu investieren. Eines dieser Instrumente sind zum Beispiel Aktienfonds, die eine bestimmte Auswahl von Aktien in einem Fondsprodukt bündeln. Dabei übernehmen Anlageprofis die Auswahl der richtigen Papiere und sorgen nebenbei auch noch für eine gute Risikostreuung.

  • Nehmen Sie sich ein gutes Beispiel oder geben Sie selbst eins.

Die Umfrage zeigt auch, dass der häufigste Weg zum ersten aktienbasierten Geldanlage-Produkt über Familie und Freunde führt. Aktienbesitzer gaben zu einem deutlich höheren Anteil an, dass es für sie wichtig war, Aktienbesitzende im eigenen Umfeld (56 versus 28 Prozent) oder Eltern zu haben, die in Aktien investierten (28 versus 12 Prozent). Sprechen Sie also doch mal im Freundes- oder Familienkreis über das Thema – Sie werden sicher schnell jemanden finden, der seine Erfahrungen mit Ihnen teilt.

Aktiensparen ist leichter, als Sie denken

Der Schritt vom Sparer zum Anleger ist gar nicht so schwer. Den Spielraum, um Kapital zur Seite zu legen, haben Sie ja schon. Dann brauchen Sie nur noch ein “Konto für Wertpapiere“, ein sogenanntes Depot, das Sie bei vielen Banken oder Finanzdienstleistern gegen eine meist geringe Gebühr eröffnen können. Berater unterstützen Sie gerne dabei sowie bei der Auswahl des für Sie passenden Geldanlageproduktes. Dazu nur ein Tipp: Setzen Sie nicht alles auf eine Karte. Gerade für den Anfang sind breit aufgestellte Fonds, die gleichzeitig in viele verschiedene Aktien investieren, meistens die bessere Wahl.

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1. https://www.dai.de/aktionaerszahlen/#/aktionaerszahlen/dokumenttitel/aktionaerszahlen-2020-deutsche-begeistern-sich-mehr-und-mehr-fuer-aktien

2. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/13314/umfrage/aktuell-genutzte-geldanlagen-der-deutschen/

3. https://www.dws.de/informieren/themen/fondssparen/kapital-oder-kaufkraft/

4. https://www.frankfurt-school.de/home/newsroom/news/2019/November/Studie-Aktienteilnahme

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