Ehrenrettung für die BRICs

Die Kolumne von Klaus Kaldemorgen für handelsblatt.com

In Schwellenländern haben sich viele Anleger die Finger verbrannt. Zugegeben, Investments in Ländern wie Brasilien, Vietnam oder Nigeria sind nicht so einfach. Doch es lohnt sich, genau hinzuschauen.

16.10.2017 / Erinnern Sie sich noch? BRIC, das war lange Zeit große Thema an den internationalen Kapitalmärkten. Und dann kamen auch noch die Next Eleven. Die Schwellenländer mussten schon häufig als Hoffnungsschimmer für Investoren herhalten– aber oft genug konnten sie das Versprechen nicht halten, oft genug verbrannten sich viele Anleger die Finger.

Größere Schwankungen

Denn investieren in den Schwellenländern ist schwierig: Die Gruppe der Länder ist sehr heterogen – oder sehen Sie große Ähnlichkeiten zwischen Vietnam und Brasilien? Wichtig ist also in diesem Zusammenhang die richtige Auswahl - an Ländern, an Sektoren, an Unternehmen. Zudem muss man auch bereit sein, größere Schwankungen zu ertragen. Wer das kann oder wer das getan hat, der ist mit den Emerging Markets in den vergangenen Jahren nicht schlecht gefahren: Die zu dieser Gruppe zählenden Länder sind insgesamt in den zurückliegenden fast 20 Jahren deutlich stärker gewachsen als die Industrieländer. Und das gilt auch für die Wertentwicklung an den Aktienmärkten.

Wachstum entscheidend

Und wie geht es weiter? Fundamental betrachtet sieht es recht gut aus: So erwartet etwa der Internationale Währungsfonds (IWF) für Schwellenländer weiterhin stärkere Wachstumsraten als für die Industrieländer. Viele Länder scheinen wieder relativ stabil, viele lokale Währungen profitieren von einer robusten Wirtschaft, gesunden Verschuldungsindikatoren und einem Anstieg der Rohstoffpreise. Auch das solide globale Wachstum und die Suche von Anlegern nach Rendite stützen. Zudem haben die Länder auch die bisherigen Zinserhöhungen der Fed und etwas weniger lockere EZB-Geldpolitik gut weggesteckt. Dabei scheinen die asiatischen Staaten auch noch ein bißchen besser aus den Startlöchern zu kommen als andere Regionen.

Der größte Emerging Market

Größter Emerging Market ist aber ein Land, das eigentlich kaum noch als Emerging Market bezeichnet werden kann: China. Und gerade in den aktuellen Tagen richten sich die Augen wieder Mal nach Peking, weil der 19. Kongress der Kommunistischen Partei ansteht. Dieser gibt immer einen Hinweis auf die weitere wirtschaftliche und politische Entwicklung. Dabei steht das Land derzeit recht gut da: Reformen bei staatlichen Unternehmen, steigende Konsumausgaben sowie die Regulierung des Finanzsektors wirken positiv, erst kürzlich hoben Volkswirte ihre Wachstumsprognosen für China an.

Allerdings gilt bei chinesischen Aktien genau das gleiche wie bei den gesamten Emerging Marktes: Es ist nicht alles Gold was glänzt. So sind Finanztitel, die in den chinesischen Aktienindizes zu den Schwergewichten zählen, sind nicht unbedingt der Topfavorit. Ein Grund dafür ist unter anderem die insgesamt schon hohe Verschuldung des privaten Sektors und die harte Hand, die die chinesische Regierung im Umgang mit den Finanzriesen zuletzt immer wieder zeigte. Und auch Konsumtitel, die von der stark wachsenden und sehr konsumfreudigen Mittelschicht profitieren, sind zumeist schon sehr hoch bewertet. Günstiger sind da schon asiatische Technologieunternehmen, die zum Teil Schlüsselpositionen in der globalen IT-Wertschöpfungskette besetzen. Sie profitieren vom anhaltend starken Wachstum des weltweiten Halbleitermarktes. Auch in anderen Ländern gibt es viele lohnende Anlageziele, man muss sie aber eben finden.

Das könnte Sie auch interessieren

CIO View