Feste Währung, schwache Börse

Die Kolumne von Klaus Kaldemorgen für handelsblatt.com

Die Unruhe an den Börsen nimmt spürbar zu – vor allem wegen des überraschend wiedererstarkten Euros. Was Urlauber freut, ist für Investoren eher ungünstig. Die Japaner kennen das Problem nur allzu gut.

18.09.2017 / Nach einer Phase historisch niedriger Schwankungen am Aktienmarkt nimmt die Unruhe dort wieder spürbar zu. Interessanterweise liegt der Grund dafür diesmal an den Devisenmärkten. So hat der Euro gegenüber dem US Dollar seit Jahresanfang um gut 14% aufgewertet, gegenüber dem Yen, dem Pfund und dem chinesischen Renminbi hat der Euro um immerhin 8% aufgewertet. Dies ist eine gute Nachricht für Urlauber, für in Euro rechnenden Investoren hingegen eher eine schlechte. Obwohl fast alle wichtigen Börsen in diesem Jahr, gerechnet in lokaler Währung, Gewinne vorweisen können, sieht die Bilanz in Euro eher schlecht aus. So errechnet sich für US Aktien ein Minus von knapp 4%, für englische Aktien ein Minus von 5% und für japanische Aktien minus 4%. Schön für die Investoren, die ihrem Heimatmarkt die Treue hielten. Sie konnten sich beim DAX oder anderen europäischen Aktien über Kursgewinne von 4 – 5% freuen.

Gut für Urlauber - schlecht für Investoren

Leider wird bei dieser oberflächlichen Betrachtung zu kurz gesprungen, da man die Rückkoppelung zwischen Währung und Aktienmarkt außer Acht lässt. Schaut man sich die Entwicklung des DAX zwischen Juni bis Ende August an, so ist ein Indexverlust von ca. 8% festzuhalten. Im gleichen Zeitraum hat der Euro 7% zugelegt. Gerade Börsen, deren Indices mit Währungssensitiven Exportwerten bestückt sind, reagieren negativ auf die Steigerung der eigenen Währung. Ein Umstand, der vor allem von japanischen Aktien bekannt ist. Hier beträgt die Korrelation zwischen Börse und Indexentwicklung nahezu 50% (mit negativen Vorzeichen). D. h., man sollte sich nur für japanische Aktien entscheiden, wenn man mit einem schwachen Yen rechnet. Konsequenterweise sollte man dann auch das Währungsrisiko entsprechen absichern. Blickt man auf den US Aktienmarkt, so scheint sich die These Feste Währung – Schwache Börse zunächst zu bestätigen. Den Kursgewinnen von fast 10% in US Dollar steht eine minimale Korrektur seit der Spitze von 3% gegenüber. Aber Vorsicht, die Entwicklung des US Dollars ist eher ein schlechter Erklärungsansatz für den US Aktienmarkt. Der Grund dafür ist, dass der inländische Konsum mit knapp 70 % den größten Anteil am Bruttosozialprodukt hat, während der Export mit ca. 12% insgesamt eine untergeordnete Rolle spielt.

Währungsrisiken absichern

Ein Paradox in der Abhängig zwischen Börsenentwicklung und Währungsentwicklung stellt die chinesische Börse dar. Sowohl in Renminbi als auch in US Dollar hat die chinesische Börse gemessen am HSCEI Index gut 20% Gewinn zu verbuchen, obwohl der Renminbi gegenüber dem US Dollar um mehr als 5% aufgewertet hat. Während der Renminbi zwischen Mai bis August 5% aufwertete, konnte der Index satte 11% zulegen. Warum gilt gerade bei der stark von Exportüberschüssen abhängigen chinesischen Wirtschaft eher die Abhängigkeit „Feste Währung – Feste Börse"? Es liegt wohl zu einem großen Teil an der Finanzierung der Schulden seitens der chinesischen Unternehmen. Ein wesentlicher Teil der Schulden ist in US Dollar. Steigt der Dollar, dann sinken die Schulden in Renminbi.

Fazit für den europäischen Investor: Seine Freude über einen starken Euro sollte sich in Grenzen halten, es sei denn er hat sich in Fremdwährung verschuldet - womit beim derzeitigen Euro-Zinsniveau aber wohl kaum zu rechnen ist.

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