Die Verbraucherpreise in Deutschland steigen wieder. Im Juni kletterte die monatliche Inflationsrate in Deutschland auf geschätzte 2,1 Prozent.[1] Auch wenn sich die Inflation mit prognostizierten 1,7 Prozent für das Gesamtjahr 2018[2] wohl weiterhin auf einem historisch niedrigen Level bewegen wird, sollten insbesondere langfristig orientierte Anleger die Geldentwertung bei ihren Renditeerwartungen im Blick behalten. Denn für den langfristigen Vermögensaufbau sind die realen Renditen entscheidend. Das verdeutlicht ein stark vereinfachtes Beispiel: Bei einer Investition in eine unverzinsliche Sichteinlage wäre ein Vermögen von 10.000 Euro nach einem Anlagezeitraum von 25 Jahren nominal zwar weiterhin 10.000 Euro wert, doch die Sicherheit, die derartige Anlagen bieten können, ist nur auf den ersten Blick attraktiv.

So würde das zinslose Investment aus dem Beispiel bei einer angenommenen Inflationsrate von zwei Prozent, wie sie die Europäische Zentralbank (EZB) mittelfristig anstrebt, jedes Jahr an Wert verlieren. Nach 25 Jahren läge der Kaufkraftverlust bei 39 Prozent, da die Preise für Waren und Dienstleistungen steigen. Nach 50 Jahren wären es sogar 63 Prozent. Entscheidend für den langfristigen Vermögensaufbau ist daher nicht allein der nominale Erhalt des Vermögens, sondern vor allem der inflationsbereinigte Zuwachs.

Zinswende in Sicht?

Vor allem im Bereich festverzinslicher Anlagen fällt Anlegern die Suche nach realen Renditen aber weiterhin schwer. So brachten beispielsweise Sparbriefe mit laufender Zinszahlung und einer vierjährigen Laufzeit im Durchschnitt eine Realverzinsung von zuletzt rund -0,98 Prozent.[3] Bei einer zehnjährigen Bundesanleihe liegen die erwarteten Realzinsen laut Bundesbank sogar bei -1,21 Prozent.[4] Da die europäische Zentralbank die Zinsen in der Eurozone frühestens ab Herbst 2019 anheben möchte[5], wird sich daran wohl auch erstmal nicht allzu viel ändern.

Sieht es in den USA besser aus? Die amerikanische Zentralbank hat den Leitzins zuletzt auf bis zu 2,0 Prozent erhöht. An den realen Renditen hat allerdings auch die Zinswende in den USA nicht viel geändert. Real sind die Zinsen dort weiterhin negativ.

Zinsen in den USA real weiter negativ

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Im Juni hat die amerikanische Zentralbank (Fed) zum nunmehr siebten Mal in diesem Zyklus den Leitzins angehoben. Damit steht die Fed Funds Rate jetzt bei 2 Prozent. Unter Verwendung der Kerninflationsrate, die aktuell bei 2,2 Prozent steht, errechnet sich allerdings ein immer noch negativer realer Leitzins.
Quellen: Bloomberg Finance L.P., Deutsche Asset Management Investment GmbH; Stand: 14.06.2018

Wo gibt es noch reale Renditen?

Die Experten der DWS haben die realen Renditen verschiedenster Anlageklassen unter die Lupe genommen. Neben Aktien und Immobilien boten in den beobachteten Jahreszeiträumen ab Mai 2013 vor allem Unternehmensanleihen aus den Schwellenländern und sogenannte Hochzinsanleihen (Anleihen mit niedriger Bonität) Anlegern jedes Jahr eine attraktive Verzinsung.[6]

Anlageklassen unter Inflationsberücksichtigung

03_07_18_anlagealternativen.png

Nach Abzug der Inflation bringen manche Anleihen kaum noch Ertrag. Bei Bundesanleihen mit fünf Jahren Restlaufzeit ist die reale Rendite inzwischen negativ.[7]

Wertentwicklung 12-Monats-Perioden

5/13 - 5/14

5/14 - 5/15

5/15 - 5/16

5/16 - 5/17

5/17 - 5/18

5-jährige Staatsanleihen Deutschland

2,1%

2,5%

2,1%

0,7%

0,1%

Pfandbriefe

4,5%

4,7%

1,8%

0,2%

0,2%

Investment-Grade- Unternehmensanleihen

3,9%

4,7%

2,0%

2,2%

0,5%

Schwellenländeranleihen

5,8%

2,5%

4,5%

9,8%

-0,6%

Hochzinsanleihen global

7,9%

2,1%

-0,8%

11,2%

0,5%

Anlagealternativen unter Inflationsberücksichtigung[8]

Die Daten zeigen allerdings auch: Wer mit festverzinslichen Anlagen auch nach Abzug der Inflation eine Rendite erzielen möchte, muss das Risiko entsprechend erhöhen. Bei Schwellenländeranleihen und Hochzinsanleihen müssen Anleger neben dem Zinsänderungsrisiko (eine Änderung des Marktzinses kann den Kurs einer Anleihe während der Laufzeit beeinflussen) auch mit Währungsrisiken oder einem erhöhten Ausfallrisiko rechnen. Zudem liegt der Mindestbetrag für viele Unternehmensanleihen bei mehr als 100.000 Euro. 

Für Privatanleger können Anleihefonds sinnvoll sein

Für Privatanleger kann sich daher die Investition in einen entsprechenden aktiv gesteuerten Investmentfonds anbieten. Die Risikostreuung ist dabei einer der größten Vorteile von Anleihefonds, da das Fondsvermögen entsprechend der Anlagestrategie breit gestreut wird und auf diese Weise der Einfluss negativer Entwicklungen einzelner Positionen auf das gesamte Portfolio begrenzt werden kann. Das aktive Management kann zudem schnell auf eventuelle Marktereignisse reagieren und durch kontinuierliche Anpassung der Anleihelaufzeiten sowie durch aktive Selektion der geeigneten Schuldner das Risiko im Fondsportfolio in annehmbaren Grenzen halten.

1. Statistisches Bundesamt, Juli 2018

2. CESifo-Gruppe: Gemeinschaftsdiagnose Frühjahr 2018, April 2018

3. Deutsche Bundesbank, Realzinssätze privater Haushalte, Stand: 30.04.2018

4. Deutsche Bundesbank: Erwartete Realzinsen Deutschland für Bundeswertpapiere mit 10-jähriger Restlaufzeit; Stand: Mai 2018

5. Europäische Zentralbank: Pressemitteilung, 14.06.2018

6. DWS: Anlagealternativen unter Inflationsberücksichtigung, Stand: Ende Mai 2018

7. Quelle: DWS, Anlagealternativen unter Inflationsberücksichtigung, Stand: Ende Mai 2018; Die Grafik zeigt die Rendite entsprechender Anleiheindizes: Schwellenländeranleihen = JPM EMBI Global Diversified - Index Level; Hochzinsanleihen: Barclays Global High Yield Corporate JPY Hedged - Tot rtn inception; Investment-Grade-Unternehmensanleihen: IBOXX EURO CORPORATES A - Tot. Rtn Index; Pfandbriefe: IBOXX EURO COVERED - Tot. Rtn Idx Today; 5-jährige Staatsanleihen -Deutschland: BD BENCHMARK 5 YEAR DS GOVT. INDEX - TOT RETURN IND.; Inflation: Deutschland Wertentwicklungen in der Vergangenheit sind kein verlässlicher Indikator für die zukünftige Wertentwicklung. Vergleich beinhaltet Anlagen mit unterschiedlichen Risikoprofilen. Stand: Ende Mai 2018; Quelle: Thomson Reuters Datastream, in lokaler Währung

8. Quelle: DWS,  Stand: Ende Mai 2018; Die Tabelle zeigt die Wertentwicklung von 12-Monats-Perioden entsprechender Anleihenindizes: Schwellenländeranleihen = JPM EMBI Global Diversified - Index Level; Hochzinsanleihen: Barclays Global High Yield Corporate JPY Hedged - Tot rtn inception; Investment-Grade-Unternehmensanleihen: IBOXX EURO CORPORATES A - Tot. Rtn Index; Pfandbriefe: IBOXX EURO COVERED - Tot. Rtn Idx Today; 5-jährige Staatsanleihen -Deutschland: BD BENCHMARK 5 YEAR DS GOVT. INDEX - TOT RETURN IND.

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Prognosen basieren auf Annahmen, Schätzungen, Ansichten und hypothetischen Modellen oder Analysen, die sich als nicht zutreffend oder nicht korrekt herausstellen können.

CRC 058950 (07/2018)

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