Das Bundesverfassungsgericht hat Anfang April dieses Jahres wohl nicht wenige Immobilienbesitzer und auch -Investoren aufgeschreckt. Die obersten Richter Deutschlands machten in ihrem Urteil klar: Die Grundsteuer, die Immobilienbesitzer jedes Jahr zu entrichten haben, ist in ihrer aktuellen Form verfassungswidrig.
Bis Ende des Jahres 2019 muss die Politik nun eine Neuregelung finden, die dann ab 2025 gelten soll. Vor allem die alten Einheitswerte führten zu „gravierenden und umfassenden Ungleichbehandlungen“, erklärten die Verfassungsrichter in ihrem Urteil. Die Einheitswerte sind notwendig, um die Höhe der Grundsteuer zu bestimmen.
Grundsteuer: Wohl keine Nachteile für Investoren
Wenngleich vollkommen offen ist, wie eine Neuregelung ausgestaltet sein wird, ist zumindest zu befürchten, dass sie nicht völlig kostenneutral für Immobilienbesitzer ausfallen wird. Auch wenn viele Bundesländer bereits betont haben, dass es keine Steuererhöhung geben soll, wollen die Länder natürlich auch nicht weniger Geld aus der Grundsteuer einnehmen.
Aber selbst, wenn sich die Grundsteuer leicht erhöhen sollte, muss das Immobilieninvestoren nicht schrecken. Immobilien dürften eine interessante Alternative zu Zinsprodukten bleiben. Nicht zuletzt deshalb, weil die Grundsteuer zu den umlagefähigen Nebenkosten zählt. Eine höhere Steuer könnte also letztendlich vom Mieter zu bezahlen sein. Dem Vermieter entstünde somit tendenziell kein Renditenachteil.
Perspektiven für deutsche Immobilien
Wie stellt sich der deutsche Immobilienmarkt derzeit dar? Der Mietpreisindex für Wohnimmobilien, der die Mietpreisentwicklung in Deutschland abbildet, hat seit dem Jahr 2010 um 9,7 Prozent zugelegt, wie aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamtes zeigen[1].
Mieten: Deutlicher Anstieg in den letzten Jahren
Seit 2010 legten die Mieten für Wohnimmobilien in Deutschland um knapp zehn Prozent zu.
Quelle: Statistisches Bundesamt, Verbraucherpreisindizes für Deutschland Jahresbericht 2017, veröffentlicht: 16.01.2018
Auch die Mieten für Gewerbeimmobilien zogen zuletzt spürbar an. So stieg der Mietindex für Büroimmobilien 2017 auf 115,7 Punkte[2]. Das Barometer zeigt die Entwicklung der Neuvertragsmieten für Büroimmobilien in Deutschland und wird vom Verband deutscher Pfandbriefbanken erhoben. Im Vergleich zum Jahr 2010 stiegen die Mieten für Büroimmobilien also um mehr als 15 Prozent.
Renditechancen auch bei steigenden Zinsen
Sollte sich dieser Trend in den kommenden Jahren fortsetzen, was aufgrund der derzeit robusten gesamtwirtschaftlichen Lage sowie der hohen Nachfrage nicht unwahrscheinlich ist, ließen sich durch die steigenden Mieteinnahmen auch zumindest leicht steigende Zinsen kompensieren. Damit dürften sich also zunächst keine Renditenachteile für Immobilieninvestoren ergeben. Größere Auswirkungen dürfte es haben, sollten die Zinsen längerfristig deutlich zulegen. Denn würde die Refinanzierung von Immobilien deutlich teurer und es bestünde die Möglichkeit, dass die Immobilien-Preise fallen oder zumindest stagnieren könnten.
Gefragte Büroimmobilien
Um mehr als 15 Prozent kletterte der Büroimmobilienpreisindex seit dem Vergleichsjahr 2010.
Quelle: vdp-Immobilienpreisindex, Verband deutscher Pfandbriefbanken (www.pfandbrief.de), Stand: Q4 2017, veröffentlicht 2018
In der Vergangenheit boten sich Immobilien vor allem langfristig orientieren Anlegern als Alternative zu Zinsprodukten an. Wie aktuelle Daten des Bundesverbands Investment und Asset Management (BVI) zeigen, konnten Anleger zum Beispiel mit einem Sparplan auf einen Fonds der BVI-Kategorie „offene Immobilienfonds“ in den vergangenen 20 Jahren bis Ende 2017 im Durchschnitt eine jährliche Rendite von 2,7 Prozent erzielen (Stichtag: 31.12.2017)[3].
Hinweis zur Einordnung der Zahlen: Der künftige Erfolg einer Anlage lässt sich aus den Ergebnissen der Vergangenheit nicht unbedingt herleiten. Zudem sind die genannten BVI-Angaben zur Wertentwicklung Durchschnittswerte für eine größere Anzahl von Immobilienfonds. Einzelne Fonds können in ihrer Wertentwicklung deutlich nach unten oder nach oben abweichen.
1. Verbraucherpreisindizes für Deutschland, Jahresbericht 2017, Veröffentlicht: 16.01.2018
2. vdp-Immobilienpreisindex, Verband deutscher Pfandbriefbanken, Stand: Q4 2017, veröffentlicht 2018
3. Bundesverband Investment und Asset Management, Sparplanzahlen auf einen Blick. Annahmen für die Berechnung: Einzahlungen pro Monat: 100 Euro; Ergebnisse berücksichtigen alle Kosten inklusive Ausgabeaufschlag; Durchschnittswert der Fondsgruppe offene Immobilienfonds; Stichtag: 31.12. 2017