Interview

„Anfangen, das ist das Wichtigste“

Warum man sich sparen nicht sparen kann: DWS-Experte Frank Breiting über Aktien, die Rolle der Rentenversicherung und den schwierigen Anfang. Und dann war da noch die Sache mit dem Sparschwein.

Lesezeit: ca. 4 Minuten

Die meisten Bundesbürger haben oder hatten ein Sparschwein. Ein guter erster Schritt?
Ja – aber eben nur ein erster Schritt. Gut, um mal etwas Taschengeld zu sparen. Bei meinen Eltern daheim waren Wertpapiere durchaus ein Thema. So hatte ich schon früh meine erste Aktie. Irgendwann bin ich dann auch auf die Idee gekommen, breiter zu investieren.

Wenn es nicht genügt, Geld nur beiseite zu legen – wie bringen Sparer ihr Geld dann zum Arbeiten?
Indem sie ihr Geld breit gestreut in Produktivkapital [1] anlegen – zum Beispiel in einen klassischen Aktienfonds, der möglichst weltweit aktiv ist.

Da dürften die meisten hellhörig werden und auf Risiken verweisen.
Natürlich kann ein Aktienfonds Geld verlieren. Über Zeiträume von 15 Jahren aufwärts aber kommt das historisch gesehen praktisch nicht vor. Deswegen ist es so wichtig, das Thema Geldanlage in Angriff zu nehmen und die Zeit für sich arbeiten zu lassen.

"Natürlich kann ein Aktienfonds Geld verlieren. Über Zeiträume von 15 Jahren aufwärts aber kommt das historisch gesehen praktisch nicht vor. "

Frank Breiting, Leiter Vertrieb Private Altersvorsorge

Runter mit den Risiken – dank der Zeitschiene


Welche Vorteile bringt ein Fondssparplan? 
Er diszipliniert: Jeden Monat geht automatisch eine Überweisung ab. Außerdem bekommen Sparer durch dieses stete Zukaufen einen geglätteten Einstiegskurs [2]. Damit stören Kursschwankungen nicht so wie bei einem Einmal-Investment, bei denen der Anleger nach dem besten Einstiegszeitpunkt sucht und ihn doch nicht findet. Und wenn im ersten Jahr die Kurse nachgeben, ist die betroffene Gesamtsumme noch nicht so hoch. Erholen sich die Kurse, sind Sparer automatisch dabei. Das gleiche funktioniert übrigens auch in die andere Richtung, also mit einem Auszahlplan. Da werden stetig Fondsanteile verkauft, so dass der Anleger im Schnitt einen geglätteten Ausstiegskurs bekommt.

Was zeichnet einen guten Fonds aus?
Oh, eine ganze Menge! Aber in aller Kürze: Ein erfahrenes Management, eine breite Streuung und ein gewisses Volumen.

"Das Sparbuch wirft heutzutage kaum etwas ab. Aktien können über den groben Daumen 6 Prozent im Jahr oder mehr abwerfen. Über die Jahre kommen da erhebliche Unterschiede zwischen Sparbuch und Aktienfondssparen zusammen."

Frank Breiting, Leiter Vertrieb Private Altersvorsorge

Wie groß sind die Unterschiede zwischen „gutem“ und „schlechtem“ Sparen?
Das ist eigentlich ganz einfach: Das Sparbuch wirft heutzutage kaum etwas ab. Aktien können über den groben Daumen 6 Prozent im Jahr oder mehr abwerfen. Über die Jahre kommen da erhebliche Unterschiede zwischen Sparbuch und Aktienfondssparen zusammen.

Wir haben keine Zeit, behaupten viele, wenn es um das Thema Sparen geht. Was entgegnen Sie?
Die meiste Zeit kostet das tatsächliche Loslegen, der Entschluss zum Sparen. Der Sparplan selbst läuft jahrelang, ohne auch nur eine Stunde Zeit zu beanspruchen.

Was ist die größte Herausforderung für Sparer?
Der Anfang. Viele Menschen sehen keine Notwendigkeit Geld anzulegen. Nehmen Sie einmal die Schreiben der Rentenversicherung. Auf dem Papier sehen die Zahlen ja ganz fein aus. Nur kalkulieren sie weder Steuern noch Inflation ein. Über 30 Jahre hat die Inflation allerdings eine starke Wirkung. Dem Papier zufolge besteht kein Handlungsdruck. Entsprechend schwer ist es, den ersten Schritt zu tun.

Welche Rolle spielt das Alter für Sparentscheidungen?
Eine viel geringere Rolle als oft geglaubt. Normalerweise heißt es ja, mit steigendem Alter das Risiko zu reduzieren und die Aktienquote zu senken. Nur wird vergessen, dass viele nach dem Eintritt in den Ruhestand noch 30 Jahre und länger leben. Und bei so langen Zeiträumen können sich auch ältere Sparer durchaus noch Aktien gönnen. 

Wie schaffen es Sparer mit alten Gewohnheiten zu brechen?
Es braucht in der Bevölkerung einen Erkenntnisgewinn, wie weit jeder vom erträumten Ruhestandseinkommen weg ist. Die Bundesregierung will ein zentrales Portal für alle Rentenansprüche etablieren. Dort soll für jeden einsehbar sein, welche Rentenansprüche er nach Inflation etwa haben wird: staatlich, betrieblich und privat. Das ist eine sehr gute Maßnahme. Dieser Überblick fehlt den meisten, ist aber die Basis für jede Ruhestands-Sparentscheidung.

Wie erklären Sie Ihren Kindern, wie man richtig spart?
Es mag überraschen, aber die Tagesschau bringt einiges. Meine Kinder fragen zu den Themen sehr interessiert nach. Ich habe ihnen erklärt, was eine Aktie ist. Spannend, sagten sie. Mein Sohn fand die Aktie eines Tech-Unternehmens cool. Ich fragte ihn, was die machen – er wusste es nicht und hat recherchiert. Dann hat er angefangen, über Fonds mit einer breiten Streuung nachzudenken und über den alten Spruch, nur zu kaufen, was man auch versteht. Er hat nun den ersten Fondsanteil in seinem Depot und aktuell ein ordentliches Plus.

Wie lautet Ihre wichtigste Botschaft an alle Sparer oder an die, die es noch werden wollen?
Anfangen, unbedingt anfangen!

CRC 063747 (01/2019)

Frank Breiting

Leiter Vertrieb Private Altersvorsorge

Keine Ausreden mehr, Schluss mit der Aufschieberei. 

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1. Das Produktivvermögen bezeichnet das für die Herstellung von Produkten sowie Bereitstellung von Dienstleistungen vorhandene Kapital.

2. Der Anleger erzielt bei einem längerfristigen Fondssparplan einen günstigeren Durchschnittspreis für seine Fondsanteile, als bei einem einzelnen Kauf

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