17. Aug 2021 Altersvorsorge

Altersvorsorge – viel liegen geblieben, viel zu tun

Welche Themen sollte die nächste Bundesregierung anpacken? Frank Breiting, Leiter IFA, Versicherung & Altersvorsorge bei der DWS, im Interview.

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Altersvorsorge und Rente, das sind die Finanzthemen, die die meisten Deutschen interessieren. In der Politik spiegelt sich das nicht unbedingt wider. Beispiel Riester-Rente: Eine Reform stand zwar auf dem Aufgabenzettel der Bundespolitik und wurde im Koalitionsvertrag verankert. Geschehen ist in dieser Legislaturperiode allerdings nichts, zum Nachteil der Vorsorgesparer in Deutschland.

Die gesetzliche Rente ist nach wie vor die wichtigste Säule der Altersvorsorge. Doch die betriebliche und die private Vorsorge werden immer wichtiger. Welchen Reformbedarf sehen Sie in diesen beiden Bereichen?

Das ist richtig, die gesetzliche Rente ist nach wie vor für die meisten die Haupteinkommensquelle im Alter. Daran wird sich so schnell auch nichts ändern. Doch angesichts sinkender Rentenniveaus wird die zusätzliche betriebliche und private Vorsorge immer wichtiger werden. Um sie zu stärken, sollten diese beiden Bereiche reformiert werden. Die Beitragsgarantie muss flexibilisiert, die Bürokratie abgebaut und der Förderkreis erweitert werden. Auch bei der Förderung selbst sollte dringend angesetzt werden, um die Attraktivität für die Vorsorgesparer wieder zu erhöhen. Zudem brauchen wir faire Ausgangsbedingungen bei den verschiedenen Vorsorgeformen, zum Beispiel bei der Besteuerung von langfristigem Sparen. Darüber hinaus sollte bei allen Sparformen der Zwang zur lebenslangen Auszahlung abgeschafft werden.

Frank Breiting

Leiter Vertrieb Private Altersvorsorge

Wie sieht die Zukunft für Riester-Sparer aus?

Das heutige System hat kaum eine Zukunft. Das Konstrukt der 100-Prozent-Garantie macht eine Vermehrung des Kapitals praktisch unmöglich. Die Garantien müssten abgeschafft oder zumindest flexibilisiert werden. Zudem ist die Riesterrente zu kompliziert, zu intransparent. Bei den zahlreichen Förderregeln blickt kaum jemand mehr durch. Es gibt durchaus Vorschläge für ganz einfache Lösungen. Beispielsweise, dass ein Vorsorge-Sparer für jeden Euro, den er spart, 50 Cent vom Staat als Förderung dazu bekommt. Das wäre zum Beispiel eine einfache, verständliche Förderung, die sicherlich Zuspruch finden würde.

Die Bundesregierung hat es in der laufenden Wahlperiode versäumt, die Riesterrente zukunftsfest zu machen, obwohl dies im Koalitionsvertrag so festgehalten wurde. In seiner jetzigen Form ist die Riester-Vorsorge klinisch tot. Sie lohnt sich eigentlich nur noch für Sparer, die nur einen minimalen Eigenbeitrag leisten und in den Genuss von (prozentual) sehr hohen Zulagen kommen. Etwas flapsig ausgedrückt könnten Sie auch in ein staatlich gefördertes Schließfach investieren. Das wäre genauso sinnvoll.

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