23. Jul 2020 Altersvorsorge

Was tun mit ererbtem Geld?

Zinslose Zeiten können auch für Erben eine Herausforderung sein: Wohin mit dem plötzlichen Geldsegen? Die Anlage in Fonds kann vielfältige und flexible Lösungen bieten.

  • Wer eine größere Summe Geld erbt, sollte sich möglichst rasch über eine langfristige Anlage Gedanken machen.
  • Denn auf Giro- oder Tagesgeldkonten verliert das Vermögen schnell an Kaufkraft.
  • Fonds können eine Vielzahl von Möglichkeiten bieten, passend für jede Anlagedauer, jedes Anlageziel, kurz: für jede Lebenslage.
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der Erbschaften ohne Nachlassverbindlichkeiten in Deutschland hatten 2018 ein Volumen von mehr als 5000 Euro. [1]

Unverhoffter Geldsegen: Allein 2018 zählte das Statistische Bundesamt 995 163 Erbschafts- und rechtlich ähnliche Schenkungsfälle in Deutschland.[2] Zwar bestand der Nachlass in rund 29 Prozent der Fälle aus Verbindlichkeiten. Doch wo Geld hinterlassen wird, handelt es sich oft um eine hohe Summe: Laut Statistik hatten nur 1,6 Prozent der Erbschaften einen Wert von 5000 Euro oder darunter.

Wie viel insgesamt hierzulande hinterlassen wird, ist wegen der relativ hohen Freibeträge bei der Erbschaftsteuer für Kinder und Ehepartner schwer zu ermitteln. Das Deutsche Institut für Altersvorsorge (DIA) taxierte das Volumen jedoch in Zusammenarbeit mit dem Forschungs- und Beratungsunternehmen empirica für die Jahre 2015 bis 2024 auf rund 3,1 Billionen Euro an Geld und anderen Werten.[3] An die nächsten Generationen, also nicht an den Ehepartner, sollen davon rund 2,1 Billionen Euro fließen – somit im Schnitt 210 Milliarden Euro in jedem Jahr dieses Zeitraums.

Nun geht Erben mit Sicherheit einiges durch den Kopf: Organisatorisches, Rechtliches – und vor allem Menschliches. Ein plötzlicher Geldsegen dürfte da nur für die wenigsten die höchste Priorität besitzen. Dennoch stellt sich die Frage: Wohin mit dem Kapital, zumal in Zeiten von Null- und Negativzinsen? Was mache ich mit dem Geld, wie lege ich es am besten an? Und was mache ich mit der möglicherweise geerbten Immobilie? Denn laut DIA-Studie ist in fast jedem zweiten der 5,1 Millionen Erbfälle mindestens eine Immobilie dabei, zudem stellt sie oft den größten Vermögenswert dar. Wer das Haus oder die Wohnung nicht selber nutzen will und auch nicht zum Vermieter werden möchte, wird verkaufen. An vielen Standorten ist dies zurzeit kein Problem – doch bleibt auch dann die Frage: Was tun mit dem Verkaufserlös?

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Welches Volumen hatten 2018 die meisten Erbschaften ohne Nachlassverbindlichkeiten in Deutschland?

Mit Fonds Negativzinsen und Kaufkraftverluste vermeiden

Klar ist: Auf Giro- oder Tagesgeldkonten sollte das Geld zumindest über einen längeren Zeitraum nicht bleiben. Denn immer mehr Institute belasten private Kunden, die dort ein größeres Vermögen hinterlegt haben, mit Strafzinsen oder ähnlich gearteten „Verwahrentgelten". So eignet sich das Bankkonto allenfalls als Übergangslösung. Denn auch jenseits von Strafzinsen lassen sich dort keine Erträge erzielen, die über dem Inflationsniveau liegen – das Geld büßt nach und nach an Kaufkraft ein. Und dies dürfte aus heutiger Sicht noch lange der Fall sein: Haben doch wichtige Notenbanken wie die Fed in den USA oder die Europäische Zentralbank (EZB)[4] deutlich gemacht, dass sie infolge der Corona-Krise an einer lockeren Geldpolitik und an niedrigen Leitzinsen festhalten wollen. Als Alternative bietet sich ein Investment in Fonds an, die es passend für jede Lebenslage, jedes Anlageziel und jede Risikobereitschaft gibt.

Für jedes Anlageziel den passenden Fonds


Erben sollten sich als Erstes die Frage stellen, wofür sie das Geld verwenden wollen und wann sie es brauchen. Es gilt die Faustregel: Je länger der Anlagehorizont, desto risikoreicher kann die Anlage sein. Dennoch muss die Fondsauswahl zur allgemeinen Risikotragfähigkeit des Anlegers passen. Deshalb sollte die zweite Frage lauten: Wie viel Risiko – in Form von zwischenzeitlichen Schwankungen – kann ich ertragen? Und die dritte Frage: Will ich mein Erbe gewinnbringend anlegen oder nur im Wert erhalten?

Mit dem Erbe die spätere Altersvorsorge sichern


Beispiel: eine Frau in den Dreißigern, die den Großteil ihres Erbes nutzen will, um sich eine Altersvorsorge aufzubauen. Der Anlagehorizont von mehreren Jahrzehnten erlaubt eine hohe Aktienquote. Denn über einen so langen Zeitraum konnten sich Märkte in der Vergangenheit selbst von einem massiven zwischenzeitlichen Crash erholen, wie die Erfahrungen aus den zurückliegenden Jahrzehnten zeigen.[5] Eine Beimischung von Rentenfonds oder anderen risikoärmeren Fonds kann darüber hinaus das Gesamtanlagerisiko abmildern. Eine Alternative sind offensiv ausgerichtete Multi-Asset-Fonds. Diese können dank einer genauen Steuerung durch den Fondsmanager rasch mit speziellen Anlagestrategien auf Marktentwicklungen reagieren und beispielsweise die Aktienquote variieren.

Auch durch eine globale Ausrichtung der langfristigen Anlage lassen sich Risiken streuen. Es können zudem spezielle Neigungen und Interessen über die Fondsauswahl umgesetzt werden. Auch wer sein Erbe gesellschaftlich verantwortungsbewusst anlegen möchte, wird bei Fonds fündig. Spezielle Strategien, oft unter ESG-Strategien[6] zusammengefasst, achten nicht nur auf finanzielle Kriterien bei der Auswahl der Einzeltitel für den Fonds, sondern ebenfalls auf ökologische und soziale Faktoren sowie gute Unternehmensführung.

Charmante Fondsalternative zur Vermietung des geerbten Häuschens


Auch für kürzere Anlagehorizonte ist die Auswahl an Fonds vielfältig. Für einen Familienvater etwa, der sein Erbe für die Ausbildung seiner Kinder nutzen will, die in den nächsten fünf bis zehn Jahren ansteht, kann ein hoher Aktienanteil zu riskant sein. Ein risikoärmeres Anlageprofil weisen zum Beispiel offene Immobilienfonds aus. Sie sind eine Lösung gerade für immobilienaffine Erben, die aber nicht selbst als Vermieter agieren wollen. Statt auf eine einzige Immobilie können sie über die Fonds auf eine Vielzahl von Objekten setzen, die über zahlreiche Standorte und Nutzungssegmente verteilt sind.


Das Erbe in regelmäßige Auszahlungen umwandeln


Wer erst im Rentenalter oder kurz davor erbt, möchte sein Erbe vielleicht peu à peu verbrauchen. Auch hier bietet sich eine Fondsanlage als Lösung an. Über einen regelmäßigen Entnahmeplan kann die monatliche Rente aufgestockt werden – dabei bleibt das Vermögen entsprechend dem gewünschten Chance-Risiko-Profil in einer Fondsanlage, etwa in einer Mischung aus Aktien- und Rentenfonds, rentierlich investiert. Die Höhe der Entnahmen kann meist flexibel angepasst werden.

Mehr entdecken

1. Quelle: Statistisches Bundesamt, Finanzena und Steuern. Erbschaft- und Schenkungsteuer 2018, S. 29, https://www.destatis.de/DE/Themen/Staat/Steuern/Weitere-Steuern/Publikationen/Downloads-weitere-Steuern/erbschaft-schenkungsteuer-5736101187004.pdf?__blob=publicationFile, Stand: August 2019

2. Quelle: Statistisches Bundesamt, Finanzen und Steuern. Erbschaft und Schenkungssteuer 2018, S. 29, https://www.destatis.de/DE/Themen/Staat/Steuern/Weitere-Steuern/Publikationen/Downloads-weitere-Steuern/erbschaft-schenkungsteuer-5736101187004.pdf?__blob=publicationFile, Stand: August 2019

3. Quelle: DIA, Erben in Deutschland 2015 – 2024. Volumen, Verteilung und Verwendung, S. 5, https://www.empirica-institut.de/fileadmin/Redaktion/Publikationen_Referenzen/PDFs/DIA_Studie_Erben_in_Deutschland_HighRes.pdf, Stand: 2015

4. Quelle: https://www.bundesbank.de/de/presse/pressenotizen/ezb/geldpolitische-beschluesse-vom-4-juni-2020-834288, Stand: 4. Juni 2020

5. Quelle: Deutsches Aktieninstitut, Renditedreieck, Stand: 31.12.2019

6. Quelle: Das Kürzel ESG steht für Environment (Umwelt), Social (Soziales) und Governance (Unternehmensführung).

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