12. Jul 2023 Zinsanlagen

Achtung Realzinsfalle – der große Unterschied zwischen nominal und real

Der Markt für Zinsanlagen ist mächtig in Bewegung. Doch Anleger sollten nicht in die Realzinsfalle tappen. Entscheidend ist nicht, welcher Zinssatz auf dem Papier steht, sondern wieviel Kaufkraft inflationsbereinigt zur Verfügung steht.

  • Der Unterschied zwischen den Begriffen Nominalverzinsung und Realverzinsung ist vielen Sparern nicht bewusst.
  • Der Nominalzinssatz ist das, was die Bank für eine bestimme Anlage – etwa Tagesgeld – bezahlt. Kaufkraftverluste durch Inflation werden dabei nicht berücksichtigt.
  • Die tatsächliche – reale – Verzinsung ergibt sich aus der Differenz zwischen Nominalzinsen und Inflation. Sie gibt an, was unter dem Strich für den Anleger übrigbleibt, und ist für den Vermögensaufbau entscheidend.
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Endlich gibt es wieder Zinsen für’s Sparen. Nach Jahren der Null- oder sogar Negativzinsen bieten manche Anbieter von Tagesgeld- oder Festgeldkonten derzeit zwei oder sogar mehr Prozent Zinsen. Nach der jahrelangen Zins-Durststrecke, während Anleger für ihr Erspartes selten mehr als ein paar mickrige Zehntelprozente erwarten durften und in manchen Fällen sogar draufzahlen mussten, kommt die Zinswende nun auch bei den Sparern an.

Ein Grund zur Freude? Schauen wir mal genauer hin. Nehmen wir an, ein Sparer möchte 5.000 Euro als Sicherheitspolster für später zurücklegen. Im Internet hat er ein Angebot entdeckt, bei dem er seine Ersparnisse zu einem Zinssatz von 3 Prozent für ein Jahr fest anlegen kann. Somit bekäme er nach Ablauf eines Jahres 150 Euro auf seinem Konto gutgeschrieben.  

Der Realzins gibt an, wie sich der Wert einer verzinsten Geldanlage unter Berücksichtigung der Kaufkraftveränderung (Inflation) entwickelt.

Das klingt erst einmal gut. Doch spätestens beim Blick auf die aktuellen Teuerungsraten dürfte die Freude bei unserem Sparer wieder verfliegen. Denn real, also unter Berücksichtigung der allgemeinen Preissteigerung, kann er sich trotzdem weniger leisten als noch ein Jahr zuvor. Der Wert des Geldes hat sich im vergangenen Jahr nämlich laut offiziellem Verbraucherpreisindex um 6,9 Prozent verringert.[1] Der Realzins, der für den Vermögensaufbau entscheidend ist, beträgt somit minus 3,9 Prozent. Die Kaufkraft des gesparten Geldes ist also binnen eines Jahres geringer geworden anstatt größer. Für die 5.000 Euro kann sich unser Sparer nach Ablauf des Jahres nur noch Waren im Gegenwert von 4.805 Euro leisten. Das Tückische daran: Weil dieser Prozess meist schleichend erfolgt, fällt er vielen Menschen nicht groß auf.


Der Bierpreisindikator gibt zu denken

Wie sehr die Teuerung an der Kaufkraft zehrt, zeigt sich eindrucksvoll an der Bierpreisentwicklung auf dem Münchner Oktoberfest. Die kennt seit Jahrzehnten mit wenigen Ausnahmen nur eine Richtung: nach oben. Allein in den vergangenen zehn Jahren verteuerte sich der Liter Bier um 40 Prozent auf 13,80 Euro.


Aufwärts immer, abwärts nimmer

Höchstpreis für eine Maß Bier auf dem Münchner Oktoberfest (in Euro)

Nach der pandemiebedingten Pause machte der Bierpreis auf dem Oktoberfest 2022 einen kräftigen Satz nach oben. Aber schon in den Jahren zuvor zeigte die Tendenz eindeutig nach oben.

Quelle: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/272209/umfrage/bierpreisentwicklung-auf-dem-oktoberfest-in-muenchen/, Stand 15.5 2023

Bei negativen Realzinsen spricht man häufig auch von der Realzinsfalle. Denn der Vermögensverlust erfolgt schleichend und wird von den Anlegern kaum wahrgenommen.

Viele Anleger ignorieren die Inflation

Dass bei einer Teuerung von 6,9 Prozent Tagesgeldzinsen von 3 Prozent kein gutes Geschäft sind, dürfte jedem Anleger einleuchten. Die reale Rendite beträgt in diesem Fall minus 3,9 Prozent. Dennoch spielt das Thema Inflation bei der Geldanlage keine große Rolle, wie jüngst das Deutsche Institut für Vermögensbildung und Alterssicherung (DIVA) in einer Umfrage feststellen musste. [2] Mehr als 50 Prozent der Befragten gaben demnach an, sich nicht mit dem Thema Inflation, Zinsen und Geldanlage zu beschäftigen. Möglichkeiten, den Realverlust durch alternative Anlageformen klein zu halten, werden laut DIVA weitgehend ignoriert. Nur 13,4 Prozent reagierten aktiv auf die zunehmende Teuerung.

Tagesgeld meist ein schlechtes Geschäft

Dass Tagesgeld die Inflation nicht ausgleicht, sondern im Gegenteil Sparern reale Kaufkraftverluste beschert, ist keine Ausnahme, sondern die Regel. Das zeigen Daten der Deutschen Bundesbank, die bis in das Jahr 2003 zurückreichen.


Tagesgeld als Vermögensvernichter

Realzinssätze seit 1.1.2003 für Bankeinlagen privater Haushalte mit täglicher Fälligkeit in Prozent

Die Zeiten, in denen Anleger mit Tagesgeld eine positive reale Rendite erzielen konnten, waren in den vergangenen zwei Jahrzehnten rar gesät. Die Inflation hat besonders in der jüngsten Zeit Anlegern unter dem Strich hohe reale Vermögensverluste beschert.

Quelle: https://www.bundesbank.de/de/statistiken/geld-und-kapitalmaerkte/zinssaetze-und-renditen/realzinssaetze-auf-bankeinlagen/realzinssaetze-auf-bankeinlagen-772412, Stand 15.5.2023

Im Gegensatz zum vertraglich vereinbarten Nominalzins ist der Realzins im Voraus nicht bekannt. Er kann erst im Nachhinein aus der Differenz von Nominalverzinsung und der veröffentlichten Teuerungsrate ermittelt werden.

Fondssparen als attraktive Alternative

Eine Geldanlage bietet nur dann einen Mehrwert, wenn der Ertrag die Geldentwertung durch Inflation mehr als ausgleicht. Für den langfristigen Vermögensaufbau sollte man sich daher nach Alternativen umsehen, die mehr Ertrag bringen können, auch wenn diese in der Regel mit höheren Risiken behaftet sind.  Wie wäre es mit Aktien?

Beispiel gefällig? Die Aktien des breit aufgestellten amerikanischen Aktienindex S&P 500 erzielten im Zeitraum von Ende 1992 bis Ende 2022durchschnittlich 9,6 Prozent Wertzuwachs. Inflationsbereinigt, also „real“, betrug der Zins 7 Prozent.[3] Ergebnis: Das Vermögen legt zu – und damit auch die Kaufkraft des Ersparten.

Eine einfache Möglichkeit, mit Aktien mehr aus seinem Ersparten rauszuholen, bietet das Fondssparen, bei dem man monatlich eine bestimmte Summe investiert. Je nach Risikoneigung kann sich jeder Anleger den für ihn passenden Fonds aussuchen. Ein Aktienfonds investiert nicht nur in eine, sondern in viele Aktien. Durch diese breite Streuung kann das Risiko verringert werden. Eine Garantie für einen positiven realen Wertzuwachs gibt es zwar auch hier nicht. Aber: Ohne Aktien dürfte ein realer Vermögenszuwachs aktuell nur schwer zu erzielen sein.[4]

Risiken:

  • Markt-, branchen- und unternehmensbedingte Kursschwankungen
  • Ggfs. Wechselkursrisiko
  • Das Sondervermögen weist aufgrund seiner Zusammensetzung/ der von dem Fondsmanagement verwendeten Techniken eine erhöhte Volatilität auf, d. h., die Anteilspreise können auch innerhalb kurzer Zeiträume stärkeren Schwankungen nach unten oder nach oben unterworfen sein
  • Anteilswert kann unter den Kaufpreis fallen, zu dem der
    Kunde den Anteil erworben hat

Fondssparen mit DWS-Fonds

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