15. Mai 2024 Marktausblick

DWS Marktausblick - Mai 2024

Im April ballten sich die negativen Nachrichten: hartnäckige US-Inflationszahlen, nachlassende Zinssenkungsphantasien, geopolitische Spannungen. Sowohl die Aktien-als auch die Rentenmärkte reagierten mit Kursverlusten.

Lesezeit

Verhalten optimistisch für Anleihen und Aktien – trotz diverser offener Fragen

#1 Markt & Makro

  • Im April ballten sich die negativen Nachrichten: hartnäckige US-Inflationszahlen, nachlassende Zinssenkungsphantasien, geopolitische Spannungen. Sowohl die Aktien-als auch die Rentenmärkte reagierten mit Kursverlusten.
  • „Für eine Entwarnung ist es momentan noch zu früh, wir erwarten weiterhin unruhige Aktienmärkte“, sagt Björn Jesch, Global CIO der DWS. Denn viele für die  Kapitalmärkte wichtigen Fragen seien nach wie vor offen: Haben wir schon alle Auswirkungen höherer Zinsen gesehen? Kommt die Inflation erneut in Schwung? Wird die US-Notenbank Fed die Zinsen dieses Jahr überhaupt noch senken? Werden die geopolitischen Spannungen noch weiter zunehmen?

  • Diese Gemengelage habe dazu geführt, dass Anleihen noch nicht gut gelaufen seien. Jesch ist dennoch verhalten optimistisch. „Wir halten an unserer Prognose fest, dass es der US-Notenbank Fed und der EZB gelingen wird, die Inflation ausreichend einzudämmen, um dieses Jahr den Zinssenkungszyklus einleiten zu können.

  • Das sollte den Anleihekursen etwas Aufwärtspotenzial verschaffen.“ Die Aktienmärkte wiederum seien, verglichen mit Anleihen, recht teuer. Die Risikoprämien für Aktien lägen auf einem ähnlich niedrigen Niveau wie Ende der 1990er Jahre.
  • „Ein weiterer Anstieg der langfristigen Anleiherenditen wäre ein Risiko für die Aktienmärkte. Davon gehen wir momentan aber nicht aus“, so Jesch. Die bislang vorliegenden Unternehmens-ergebnisse des ersten Quartals stimmten positiv. „Wir gehen davon aus, dass die Unternehmensgewinne 2024 und darüber hinaus wachsen werden und erwarten ein Gewinnwachstum von vier Prozent für Europa und von acht Prozent für die USA“, sagt Jesch.
  • Weitere positive Faktoren: Künstliche Intelligenz treibe ein zweistelliges Gewinnwachstum im IT- und Kommunikationssektor. Zudem könnte im zweiten Quartal der Gegenwind durch die Reduzierung der Lagerbestände abflauen.

Björn Jesch

Chief Investment Officer

Themen, die die Kapitalmärkte bewegen

Konjunktur: Moderates Wachstum in den Industrieländern

  • Das Wachstum der US-Wirtschaft schwächt sich ab, aber nicht so stark wie erwartet. Die Beschäftigung nimmt weiter zu, die Verbraucher sind nach wie vor konsumfreudig. Einer der Haupttreiber für das Wachstum sind die hohen staatlichen Ausgabenprogramme.
  • Die Wirtschaft in der Eurozone wächst schwächer als in den USA. Steigende Löhne und eine rückläufige Inflation stützen hier den Konsum.
  • In Asien dürfte Indien der Wachstumschampion bleiben. Die Dienstleistungsexporte wachsen stark, die Inflation geht zurück. China kann momentan mit diesem Tempo nicht mithalten.

Inflation: Preissteigerungen dürften in der Eurozone schneller zurückgehen als in den USA

  • Wir erwarten, dass die Inflationsraten in den USA und in der Eurozone im Laufe des Jahres weiter zurückgehen werden, wobei die Preissteigerungsraten in den USA etwas hartnäckiger zu sein scheinen.
  • Für die USA erwarten wir per Ende 2024 eine Inflationsrate von 2,8 Prozent, in der Eurozone dürfte sie mit 2,5 Prozent etwas darunter liegen.                                       

Notenbanken: Europäische Zentralbank könnte früher mit Zinssenkungen beginnen als US-Notenbank

  • Die Europäische Zentralbank (EZB) könnte bereits im Juni die Zinsen zu senken, vor der US-Notenbank Fed. Bis März 2025  rechnen wir mit vier Zinssenkungen der EZB, sofern die Inflationsdaten dies zulassen.
  • Wir erwarten bis März 2025 drei Zinssenkungen der US-Notenbank Fed. Für die EZB wie für die Fed gilt: Sie werden datenabhängig handeln.

Risiken: Negative Überraschungen bei Zinsen, Geopolitik und Konsum

  • Geopolitische Brennpunkte gibt es derzeit genügend: Den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine, in dem sich kein Ende abzeichnet, die Eskalation im Nahen Osten und den schwelenden Konflikt zwischen China und Taiwan. Sollte China Taiwan blockieren –  könnte dies massive Auswirkungen auf die Technologie-Lieferketten haben. 
  • Der Ausgang der US-Wahlen dürften dagegen kein dauerhaftes Risiko für die Märkte darstellen. Üblicherweise baut sich die Volatilität im Vorfeld von US-Wahlen auf, um danach wieder schlagartig abzufallen.

Deutsche Aktien: Nach wie vor Aufholpotenzial bei ausgewählten Titeln

#2 Aktien

  • Platz drei bei der Wertentwicklung im   laufenden Jahr für deutsche Aktien,   gemessen am Leitindex Dax. Das mag so   manchen angesichts der vielen negativen   Schlagzeilen zur Situation der deutschen   Wirtschaft, die in einer Wachstumsstarre   gefangen scheint, verwundern. So scheinen deutsche Unternehmen beispielsweise beim Thema Künstlicher Intelligenz mehr oder weniger außen vor zu sein.
  • Auch bei den hochgejazzten Abnehmspritzen findet sich kein direkter Bezug zu deutschen Unternehmen. Gehen diese Themen also komplett an der deutschen Wirtschaft vorbei? Das wäre zu kurz gesprungen. „Es gibt durchaus in der zweiten oder dritten Ableitung Unternehmen in Deutschland, die von diesen Mega-Trends profitieren könnten“, sagt Sabrina Reeh, Fondsmanagerin für deutsche Aktien.
  • Effizienzsteigerungen durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz seien natürlich auch in Deutschland zu erwarten, beispielsweise in der Finanzindustrie. Industrieunternehmen könnten ihre Produktivität erhöhen und in der Medizintechnik könnten Daten besser genutzt werden. Zudem gebe es auch noch andere strukturelle Trends von denen deutsche Unternehmen profitierten und die für Wachstum sorgen dürften. Beispielsweise in den Bereichen Automatisierung und Energieeffizienz.
  • Sollte die globale wirtschaftliche Erholung im zweiten Halbjahr so kommen, wie sie von vielen Unternehmen erwartet wird, dürfte dies den deutschen Aktienmarkt ebenfalls stützten“, sagt Reeh. Schließlich würden die 40 Unternehmen im deutschen Leitindex Dax etwa 80 Prozent ihrer Gewinne im Ausland erwirtschaften. Gerade im bislang schlecht gelaufenen Chemiesektor könnte es noch Potenzial geben. Die Berichtssaison sei bislang gut gelaufen und es gebe erste Anzeichen einer wirtschaftlichen Erholung, auch wenn man noch nicht von einem richtigen Aufschwung reden könne
  • Insgesamt sei die Divergenz zwischen den Gewinner- und Verliereraktien in diesem Jahr sehr hoch. Das eröffne Chancen für die gezielte Auswahl von Einzeltiteln mit Aufholpotenzial. Als aussichtsreich erachtet Reeh zudem Titel aus der zweiten und dritten Reihe. Nebenwerte machten eine ungewöhnlich lange Durststrecke durch. Wahrscheinlich müssten erst Zinssenkungen kommen, bis es in diesem Marktsegment wieder aufwärts gehe. Die Voraussetzung seien gut. Es gebe eine ganze Reihe von deutschen Nebenwerten mit ausgezeichneten Geschäftsmodellen. Nicht wegzudiskutieren seien allerdings die Risiken für die Märkte.
  • Die geopolitischen Auseinandersetzungen und höher als erwartet ausgefallene Inflationsdaten hätten die globalen Aktienmärkte belastet. Die Unwägbarkeiten seien hier nach wie vor hoch. „Negative Überraschungen könnten die Kurse weiter unter Druck setzen“, so Reeh.

Sabrina Reeh

Fondsmanagerin für deutsche Aktien

Bewertungsvorteil für deutsche und europäische Aktien

Kurs-Gewinn-Verhältnis auf Basis der für 2024 erwarteten Gewinnentwicklung

Picture2.png

Quelle: DWS Investment GmbH, Stand: Ende April 2024

Aktien USA

Bislang solide Berichtssaison der Unternehmen, etwas höhere Bewertungen erwartet

Rot_Positiv.png

  • Die Berichtssaison für das erste Quartal ist für US-Unternehmen bislang recht gut verlaufen, insbesondere für den Technologiesektor. Eine Rezession dürfte vom Tisch sein. Dennoch sind Tech-Aktien zuletzt unter Druck gekommen.
  • Wir erwarten für 2024 ein Gewinnwachstum von acht Prozent. Zudem rechnen wir damit, dass die Wachstumsprämie beim Kurs-Gewinn-Verhältnis etwas höher ausfallen könnte, als wir es bislang erwartet haben. Unser Kursziel für den S&P 500 per Ende März 2025 haben wir auf 5.300 Punkte erhöht.

 

Aktien Deutschland

Anziehende Konjunktur dürfte deutsche Aktien stützen

Orange_Positiv.png 

  • Die deutschen Unternehmen dürften von der von uns für die zweite Jahreshälfte erwarteten Erholung der globalen Konjunktur profitieren, da sie sehr konjunktur- und exportabhängig sind.
  • Deutsche Aktien werden gegenüber dem US-Markt immer noch mit einem Rekordabschlag von etwa 37 Prozent gehandelt, im langjährigen Durchschnitt lag dieser Abschlag bei etwa 20 Prozent. Ein Anziehen der Konjunktur könnte hier für Rückenwind sorgen.

 

Aktien Europa

Nach wie vor die bevorzugte Anlageregion

Gruen_Positiv.png

  • Die Aussichten auf sinkende Zinsen im zweiten Halbjahr könnten das momentan sehr schwache Wachstum in Europa etwas stützen.
  • Europa bleibt bei der Aktienanlage unsere bevorzugte Region. Die Wirtschaftsdaten scheinen sich weiter leicht zu verbessern, die EZB dürfte früher mit den Zinssenkungen starten als die US-Notenbank und die Bewertungsabschläge gegenüber US-Titeln sind nach wie vor überdurchschnittlich hoch.

 

Aktien Schwellenländer:

Indische Aktien aussichtsreicher als chinesische

Orange_Mittel.png

  • Der starke Dollar und die hohen US-Renditen sorgen dafür, dass wir momentan für Aktien aus Schwellenländern insgesamt neutral gestimmt sind.
  • Obwohl hoch bewertet, scheint uns der indische Aktienmarkt momentan nach wie vor aussichtsreicher als der chinesische. Wir erwarten, dass die Wahlen in Indien ein marktfreundliches Ergebnis bringen werden. Auf chinesischen Aktien lastet nach wie vor die häufig geringe Profitabilität der Unternehmen.

Hochzinsanleihen: Aussicht auf attraktive risikoadjustierte Renditen

#3 Anleihen

  • Anleger konnten mit Hochzinsanleihen in der   Vergangenheit meistens über den Zyklus   hinweg attraktive, risikoadjustierte Renditen   erzielen“, sagt Per Wehrmann, Experte für   europäische Hochzinsanleihen. Wegen der   höheren Zinsen für Staatsanleihen läge die   Durchschnittsverzinsung deutlich über der der   vergangenen zehn Jahre. Da die Zinsaufschläge gegenüber Staatsanleihen, vor allem für Emittenten mit einem besseren Rating  (BB und B), nahe den Tiefständen der vergangenen fünf Jahre lägen, sei derzeit aber nicht mit weiteren Renditerückgängen und damit Kurssteigerungen zu rechnen
  •  „Es ist wichtig auf die richtigen Segmente zu setzen. In der Breite ist der Markt inzwischen relativ teuer“, sagt Wehrmann. Der Zinsexperte bevorzugt derzeit Euro-Hochzinsanleihen gegenüber ihren US-Pendants, da sie attraktivere Renditeaufschläge bei einem etwas geringeren Risiko böten als der tendenziell teurere US-Markt.
    Für europäische Hochzinsanleihen spreche momentan zudem, dass die durchschnittliche Ratingqualität höher sei als am US-Markt. Bei Euro-Hochzinsanleihen dominiere das BB-Segment, in das mehr als  60 Prozent der Anleihen fallen. Bei US-Anleihen liege die Quote unter 50 Prozent. Die Ausfallraten könnten in Europa auf Sicht  von zwölf Monaten auf 2,5 bis  3,0 Prozent (derzeit: 1,5 Prozent) steigen. Sie lägen damit aber immer noch leicht unter dem langjährigen Durchschnitt von gut drei Prozent. „Aktives Management kann dazu beitragen, Anleihen zu vermeiden, bei denen das Ausfallrisiko  nicht ausreichend eingepreist ist“, so Wehrmann.

Per Wehrmann

Hochzinsanleihen: Renditeaufschläge sehr niedrig

Renditeaufschläge von ÚS- und Euro-Hochzinsanleihen in Basispunkten

Quelle: DWS Investment GmbH, Stand: Ende April 2024


Staatsanleihen USA (10 Jahre)

Zinssenkungen dürften später kommen

Gruen_Positiv.png
  • Die Markterwartungen für Zinssenkungen in den USA sind deutlich zurückgegangen.
  • Wir erwarten, dass die Fed ab dem dritten Quartal die Zinsen senken wird, was die Kurse von Staatsanleihen stützen sollte.

 

Staatsanleihen Deutschland (10 Jahre)

Renditen dürften auf derzeitigem Niveau bleiben

Orange_Mittel.png
  • Die Renditen von Bundesanleihen sind seit Jahresbeginn gestiegen, da die Zinssenkungserwartungen, die die Rallye im Dezember angekurbelt hatten, zurückgenommen wurden.
  • Wir erwarten in den nächsten Monaten bei den Renditen eine Seitwärtsbewegung.

 

Staatsanleihen Schwellenländer

Risikoreich, aber mit überdurchschnittlichen Renditechancen

Orange_Positiv.png
  • Ein starker Dollar und hohe Zinsen sind tendenziell Belastungsfaktoren für Anleihen aus Schwellenländern.
  • Diese Risiken werden allerdings mit überdurchschnittlich hohen Renditechancen vergolten. Gesamtrenditen von gut neun Prozent scheinen mit ausgewählten Anleihen derzeit möglich.

 

Unternehmensanleihen

Investment Grade

USA
Eurozone
Rot_Positiv.png
Orange_Positiv.png

 

High Yield

USA
Eurozone
Orange_Positiv.png Rot_Positiv.png



Dollarstärke dürfte noch eine Zeit lang anhalten

#4 Währungen

Euro/Dollar

Orange_Mittel.png
  • Starke US-Wirtschaftsdaten und die zurückgekommenen Zinssenkungserwartungen haben den Dollar in den letzten Monaten gestützt.
  • Wir erwarten, dass dieser Trend noch eine Zeit lang anhält, zumal auch das höhere Renditeniveau in den USA für einen weiterhin starken Dollar spricht.

Unsicherheiten bezüglich der US-Zinspolitik belasten

#5 Alternative Anlagen

Gold

Orange red.png
  • Der jüngste Rückgang beim Goldpreis steht im Einklang mit den geringeren Erwartungen an baldige Zinssenkungen der US-Notenbank Fed.
  • Das Anlegerinteresse könnte wieder steigen, wenn es mehr Klarheit zur Zinspolitik der Fed gibt. Die Nachfrage von Zentralbanken und Privatanlegern nach physischem Gold dürfte aber hoch bleiben und die Preise für das Edelmetall mittelfristig stützen.

    CIO View Newsletter

    Wie ordnen die DWS-Anlagestrategen die Geschehnisse an den globalen Märkten ein und wie positionieren sie sich? Der wöchentliche CIO-View-Newsletter liefert Einschätzungen aus erster Hand.

    Hiermit abonniere ich die Newsletter der DWS International GmbH mit Markt- und Wirtschaftsinformationen und / oder Informationen oder Angeboten zu Anlagemöglichkeiten und erkläre mich mit der Datenschutzhinweisen einverstanden. Ich kann den Newsletter jederzeit wieder abbestellen.
    Abonnieren

    Legende

    Die strategische Sicht bis März 2025

    Die Anzeigen signalisieren, ob wir eine Aufwärtsentwicklung, eine Seitwärtsentwicklung oder eine Abwärtsentwicklung der betreffenden Anlageklassen erwarten. Sie geben das kurzfristige und langfristige Ertragspotenzial für Investoren an.

    Gruen_Positiv_DE.png
    • Positives Ertragspotenzial
    Orange_Mittel_DE.png
    • Gewinnchancen, aber auch Verlustrisiken sind eher begrenzt
    Rot_Negativ_DE.png
    • Negatives Ertragspotenzial

    Prognosen basieren auf Annahmen, Schätzungen, Ansichten und hypothetischen Modellen oder Analysen, welche sich als falsch herausstellen können. Wertentwicklungen in der Vergangenheit sind kein verlässlicher Indikator für die zukünftige Wertentwicklung. 

    Quelle: DWS Investment GmbH; CIO Office, Stand: 10.05.2024

     

    DWS-Marktausblick: Das gesamte Dokument finden Sie hier.

    Weitere Themen

    CIO View